Verkehrsberuhigung für Bad Bramstedt steckt im Stau

Zur Erinnerung: 2011 wurde der letzte Teilabschnitt der neuen Bundesstraße 206 freigegeben. Seitdem hat Bad Bramstedt eine Ortsumgehung, die die Innenstadt vom Bundesstraßenverkehr entlastet. Die Bad Bramstedter hatten zuvor über Jahrzehnte für die Straße gekämpft, sie waren die Blechlawine in ihrer Stadt leid. Doch viel ist seitdem nicht geschehen. Nach einem langen Verkehrsversuch wurde 2015 der Marktplatz umgebaut. Die Autos werden nun mit Auffahrtrampen gebremst, es gilt Tempo 20 – doch nur auf einer Länge von 300 Metern. Das hindert wenige Autofahrer daran, auch weiterhin den kürzesten Weg durchs Stadtzentrum zu wählen. Nur die Lastwagen sind deutlich weniger geworden. Frühere B206-Route weiter stark befahren: Die Straßen An der Beecker Brücke, Kirchenbleeck und Maienbeeck, über die früher die B 206 führte, sind nach wie vor stark befahren, die Bürgersteige sind schmal, die Fahrbahn breit. 2018 hatte die SPD beantragt, im Maienbeeck einen Verkehrsversuch durchzuführen. "Wir wollten, dass die Autos wechselseitig auf der Fahrbahn parken und nicht mehr auf den Bürgersteigen", sagte Fraktionssprecher Jan-Uwe Schadendorf. Das hätte kein Geld gekostet, die Fußgänger hätten mehr Platz und man hätte testen können, ob das wechselseitige Parken zu einer Verkehrsberuhigung führt. Doch die SPD fand damals keine Mehrheit. Man sollte abwarten, bis die Baustelle im Landweg fertig ist, meinte die Mehrheit. Sie fürchtet wohl auch den Zorn der Geschäftsinhaber im Maienbeeck, die alle Parkplätze erhalten wollen. Mit einer wechselseitigen Anordnung würde sich die Zahl der Stellplätze deutlich reduzieren. Tempo 30 lehnt der Kreis Segeberg ab: Eingaben der Stadt, den Maienbeeck zur Tempo-30-Zone zu erklären, ohne dass dort etwas an der Parkplatzanordnung geändert wird, lehnte die Verkehrsaufsichtsbehörde des Kreises mehrfach ab. Begründung: Es handele sich um eine Kreisstraße, beides vertrage sich nicht. Nun ist der Landweg fertig saniert, die SPD hat das Thema im Verkehrsausschuss wieder aufgerufen, aber sogleich auch wieder zu den Akten gelegt. Der stellvertretende Bauamtsleiter Hauke Reimers hatte nämlich von einem Abstimmungsgespräch mit dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV) berichtet. Die Stadt hatte die Behörde eingeschaltet, weil sie der wenig kooperativen Kreisverkehrsaufsicht übergeordnet sei. LBV-Leiter Thorsten Conradt war persönlich in den Maienbeeck gekommen. Er schlug vor, zunächst eine Entscheidung der Kreisverkehrsaufsicht zur Radwegebenutzungspflicht abzuwarten. Dann müsse ohnehin über eine Neuregelung des Verkehrs in der Stadt nachgedacht werden. Radwegebenutzungspflicht in der Schwebe: Zur Radwegebenutzungspflicht läuft bereits seit September 2019 eine Prüfung bei der Kreisverkehrsaufsicht. Eine Bürgerin hatte beantragt, sämtliche blauen Schilder aus dem Stadtgebiet zu entfernen, die Radfahrer zur Benutzung von Radwegen und kombinierten Fuß- und Radwegen zwingen. Sie berief sich dabei auf ein schon elf Jahre altes Urteil des Bundesverwaltungsgerichts (Az.: BVerwG 3 C 42.09), demzufolge die Benutzungspflicht nur an besonders gefährlichen Stellen angeordnet werden darf. Ansonsten sollen Radfahrer als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer die Fahrbahn benutzen. Der Kreisverkehrsaufsicht bleibt somit wenig Spielraum. Lesen Sie auch: Experte soll Radfahren attraktiver machen Wann mit einer Entscheidung der Kreisverkehrsaufsicht zu rechnen ist, sei unklar, teilte der Kreis auf Anfrage mit. Wegen Corona würden derzeit nur wichtige Außentermine von der Verkehrsaufsicht wahrgenommen, wozu Bad Bramstedt offenbar nicht zählt. Und auch wenn die Pandemie überstanden ist, sollen "die aufgelaufenen Ortstermine nach Dringlichkeit abgearbeitet werden", so Kreissprecherin Sabrina Müller. Es wird also nach lange dauern. Fraglich bleibt jedoch, was die Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht überhaupt mit der Parkplatzanordnung im Maienbeeck zu tun hat. Dort gibt es gar keine Radwege, die Radler müssen auch jetzt schon die Fahrbahn benutzen.