Vorteil Röttgen bei Bundesvorsitz-Wahl durch Segeberger CDU-Delegierte

Der 33. Bundesparteitag der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU) wird erstmals digital abgehalten. 1001 Delegierte treffen sich am 15. und 16. Januar per Internetschalte, darunter aus dem Kreis Segeberg die Bundestagsabgeordneten Melanie Bernstein (Wahlstedt), Gero Storjohann (Seth), die Landtagsabgeordneten Katja Rathje-Hoffmann (Nahe) und Ole-Christopher Plambeck (Henstedt-Ulzburg), der frühere EU-Abgeordnete Reimer Böge (Hasenmoor) und der frühere Oberbürgermeister und Innenminister Hans-Joachim Grote (Norderstedt). Zur Wahl stellen sich Armin Laschet (59), Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, der frühere Bundestags-Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz (65) und Dr. Norbert Röttgen (55), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages. Alle drei sind Juristen und stammen aus Nordrhein-Westfalen. Laschet will zusammen mit Gesundheitsminister Jens Spahn (40), Politikwissenschaftler aus Nordrhein-Westfalen, die Führung der CDU übernehmen. In CDU kein einheitliches Meinungsbild: Annegret Kramp-Karrenbauer will sich vom Parteivorsitz zurückziehen. Einen klaren Favoriten für ihre Nachfolge gibt es bislang nicht. Das ist auch der Eindruck von Gero Storjohann. "Als CDU-Kreisvorsitzender habe ich in den vergangenen Wochen viele Gespräche über die Wahl eines CDU-Bundesvorsitzenden geführt. Dabei ergab sich kein einheitliches Meinungsbild, sowohl innerhalb als auch außerhalb der CDU." Storjohann, seit über 30 Jahren Delegierter auf Bundesparteitagen, wird Norbert Röttgen seine Stimme geben. "Ich kenne und schätze ihn seit 2002 als sachlichen Politiker. Er hat viele Ämter erfolgreich ausgeführt, als 1. Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, als Umweltminister und als Außenpolitiker hat er umfangreiche Erfahrungen gesammelt." Nach seiner Wahlniederlage in Nordrhein-Westfalen habe er sich nicht schmollend zurückgezogen. Merkel hatte Röttgen mal entlassen: Zum Hintergrund: Als Spitzenkandidat hatte Röttgen 2012 bei der Landtagswahl in NRW verloren. Kurz danach hatte ihn Kanzlerin und Parteikollegin Angela Merkel als Bundesumweltminister entlassen. Storjohann lobt, Röttgen sei wieder aufgestanden und habe sich mit Sacharbeit eingebracht. "Das hat mich beeindruckt." Außerdem habe Röttgen viele Stufen der Parteiarbeit durchlaufen, von der Jungen Union bis zum stellvertretenden Parteivorsitzenden. Auf keinen Fall Merz: "Auf gar keinen Fall werde ich mich für den Kandidaten Merz entscheiden", sagt Katja Rathje-Hoffmann. "Bei Röttgen oder Laschet habe ich mich noch nicht endgültig festgelegt. Zunächst fand ich Laschet klar besser als Röttgen, jedoch konnte Röttgen seine guten außenpolitischen Erfahrungen aktuell in der jetzigen Lage gut einsetzen. Zudem bekennt er sich, wie Laschet auch, zur festen Frauenquote." Röttgen sei politische Mitte: "Ich unterstütze ganz klar Norbert Röttgen, weil er für mich die moderne politische Mitte verkörpert", sagt Ole-Christopher Plambeck. "Er ist der einzige der drei Kandidaten, der die Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Klimaschutz angeht. Er setzt darauf, dass die CDU digitaler, jünger und weiblicher werden muss. Er hat klare Vorstellungen über die Weiterentwicklung der CDU und unseres Landes für die kommenden Jahre." Lesen Sie auch: Bad Segberg: Viele Klinikmitarbeiter bereits geimpft Zudem müsse er sich als CDU-Vorsitzender auch auf internationalem Paket bewegen können. "Als ausgewiesener Außenpolitiker kann er das auf jeden Fall. Er hat aber auch das Thema gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land im Blick." Union brauche politischen Neuanfang: "Ich bin der festen Überzeugung, dass die Union einen echten Neuanfang braucht. Das hat uns in den vergangenen Jahren die schwindende Zustimmung zu unserer Politik gezeigt", sagt Melanie Bernstein. "Die Zeit nach Corona wird mutige Entscheidungen und entschlossene Reformen benötigen. Das gilt sowohl für die Partei, als auch für unser Land." Norbert Röttgen verfüge über langjährige Erfahrungen in der Außenpolitik, als Bundesminister und im parlamentarischen Betrieb. Gleichzeitig stehe er für einen Kurs der Modernisierung der Partei-Strukturen. "Nach vielen Gesprächen und einer Zeit des Abwägens habe ich mich entschlossen, ihn zu unterstützen und als Delegierte des Parteitages für ihn zu stimmen." Böge hat sich noch nicht festgelegt: Bernstein hatte bei der Wahl vor zwei Jahren im ersten Wahlgang Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Stimme gegeben, im zweiten Wahlgang Friedrich Merz. Geworden war es Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK), die aber ihr Amt abgeben will. Seinerzeit hatten Storjohann und Plambeck Sympathien für AKK gezeigt. Reimer Böge hatte nicht sagen wollen, wen er gewählt hat. Lesen Sie auch: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ex-Innenminister Für die Wahl in diesem Jahr hat Böge sich laut Sprecher Uwe Voss noch nicht festgelegt. Böge wolle "die Reden der drei Kandidaten auf dem Internet-Parteitag in seine Entscheidung für die geheime Wahl einbeziehen". Grote erst für Merz, überlegt aber noch mal: Hans-Joachim Grote ist ebenfalls noch offen. "Ich hätte eine Präferenz für Merz. Das ist aber keine Vorfestlegung. Ich will mir erst alle drei Kandidaten anhören. Wer sich zuletzt unheimlich gut gemacht hat, ist Röttgen. Er nimmt an Popularität zu."