Während im Kreis Segeberg emsig getestet wird ist der Handel stinksauer

Im Kreis Segeberg sind die Zahlen, auch landesweit gesehen, sehr hoch. Seit Gründonnerstag gelten deshalb wieder etliche Beschränkungen: Kitas mussten in die Notbetreuung, Schulen in den Distanzunterricht. In Lebensmittelläden darf nur eine Person pro Haushalt, in den herkömmlichen Handel nur vorbestellte Ware abgeholt werden (Click & Collect). Marlis Stagat, Vorsitzende der Unternehmerbereinigung "Wir für Segeberg" in Bad Segeberg, ist stinksauer. "Das, was Ministerpräsident Daniel Günther und Landrat Jan Peter Schröder machen, ist nicht mehr nachvollziehbar." Sie sagten, der Einzelhandel sei an den hohen Infektionszahlen nicht schuld, dennoch werde dieser ausgebremst, während Baumärkte, Lebensmittelhandel und Drogerien geöffnet haben dürften. Das Virus verbreite sich doch nicht mehr in Schuhläden als im Discounter oder Supermarkt. Das sei doch idiotisch, sagt Stagat. Handel kritisiert Kreis scharf: Übel stößt ihr auch auf, dass der Kreis Segeberg sich weiterhin weigere, Infektionszahlen für einzelne Kommunen zu nennen. Im Kreisgebiet leben 280.000 Menschen. Doch wo nun besonders viele Menschen angesteckt seien mit dem Coronavirus, erfahre die Welt nicht. Lesen Sie auch: Kreis Segeberg verschärft die Corona-Maßnahmen Die Folge: Die Kunden weichen auf andere Kreise aus, oder bestellen im Internet. "Da fließt Kaufkraft ab." Für Händler und Kunden gleichermaßen sei doch durch das Hin und Her völlig unklar, was man gerade dürfe und was nicht, kritisiert Stagat. Einige Händler kämpften um ihre Existenz. Gaststätten ginge es ähnlich. Gaststätten drohen Betriebserlaubnis zu verlieren: Zumindest eine Gefahr für die Gaststätten scheint gebannt. Denn wenn sie ein Jahr lang nicht geöffnet haben, könnten sie ihre Erlaubnis verlieren. Das Problem besteht aber nicht, beruhigt Lutz Frank aus Seedorf, der unter anderem in Bad Segeberg das Ihlseee-Restaurant betreibt und Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes ist. Denn viele Betriebe hätten ja zwischendurch im Sommer 2020 öffnen können. Wer nicht, könne problemlos bei den Behörden eine Verlängerung erhalten. Ansturm auf Testzentren: Dem Aufruf der Politik, sich testen zu lassen, folgen viele Bürger. Im Testzentrum im Alten Bahnhof in Bad Segeberg waren am Gründonnerstag 600 Kunden. Ohne Positivfall, sagt Betreiber Michael Witt. Karfreitag war der Andrang ähnlich, und Ostersonnabend zwischen 9 und 15 Uhr dürften es sogar 700 Kunden werden. Am Ostersonntag und Ostermontag pausieren die Tester. Lesen sie auch: Zwei neue Teststationen in Dörfern im Kreis Segeberg Zu Stammgästen gehören werktags Berufstätige, die sich vor Geschäftstreffen erst einmal testen lassen wollen, um ihre Gesprächspartner nicht zu gefährden. Zu Ostern sind es viele Menschen, die einen Verwandten besuchen wollen. Und ein Anreiz scheint laut Witt auch zu sein, dass ein Negativtestat mittlerweile nötig ist, um eine Dienstleistung mit Körperkontakt wahrnehmen zu dürfen. Witts Fazit: "Es gibt noch reichlich zu tun." Stolz ist er auf seine etwa zwölf Mitarbeiter, die stark gefordert seien und einen großartigen Job leisten würden. Neuer Rekord bei Corona-Infektionen: Tendenziell steigen die Corona-Neuinfektionen im Kreis Segeberg weiter. 78 neue Fälle waren von Mittwoch auf Gründonnerstag hinzugekommen. Damit hatten sich seit Beginn der Epidemie 5479 Bürger angesteckt. Allein 337 Mal (plus 23 zu Mittwoch) war es nicht der Wildtyp, sondern die britische Virusvariante B.1.1.7 gewesen. Lesen Sie auch: Erlebniswald Trappenkamp bleibt geöffnet Am Donnerstag waren 948 Segeberger infiziert. Das war mit Abstand ein neuer Höchstwert. Erst vor wenigen Tagen war erstmals knapp die 900er-Grenze überschritten worden. 34 Segeberger (minus eins) hatten in Kliniken versorgt werden müssen, darunter acht (plus eins) auf Intensivstationen. Inzidenz am Karfreitag gestiegen: Über Ostern veröffentlicht der Kreis zwar keine Zahlen. Das Robert-Koch-Institut wies am Karfreitag allerdings einige neue Daten aus: Demnach dürften 80 neue Fälle hinzugekommen sein. Die Inzidenz stieg weiter leicht an: Von 123 am Mittwoch über 132,8 am Donnerstag auf 134,9 am Karfreitag. Die Inzidenz ist die Summe aller Neuinfektionen in den vergangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner. 143 Menschen hatten die Erkrankung nicht überlebt. Manche Segeberger dürfen sich in Hamburg impfen lassen: Unterdessen läuft das Impfen, unter anderem in den Impfzentren in Wahlstedt, Kaltenkirchen und Norderstedt. Auch in Hamburg können Personen aus Schleswig-Holstein geimpft werden, bestätigt Anja Segert von der Pressestelle der Sozialbehörde in Hamburg, auf Anfrage von KN-online. "Dieses Angebot wird mehreren zehntausend Personen gemacht, die in Hamburg tätig sind und aufgrund ihres Berufes ein Impfangebot erhalten. Diese Personen werden direkt, meist über die Arbeitgeber, angesprochen." Menschen, die nicht angesprochen werden, könnten keinen Termin in Hamburg vereinbaren.