Nach eingehenden Verhandlungen unterzeichneten Bürgermeister Dr. Dieter Bohn und Wärmelieferant Eric Hamdorf jüngst den Wärmelieferungs- und den Gestattungsvertrag über die Verlegung und den Betrieb der Fernwärmeleitungen.
Erster Versuch vor über zehn Jahren scheiterte
Dabei besteht die Biogas-Anlage auf dem Hof Hamdorf in der Hauptstraße schon seit 2007. Karsten Hamdorf hatte sie damals errichtet und darauf gesetzt, die bei der Stromproduktion gleichzeitig entstehende Abwärme über eine vom Dorf zu errichtende Genossenschaft abzusetzen.
Obwohl er auf zehn Jahre kostenlose Wärmelieferung zusagte, konnte sich die Gemeinde damals nicht mit der Idee anfreunden. Dazu kamen Anlaufschwierigkeiten, wie im Jahr 2010, als sich viele Bürger massiv über den „bestialischen“ Gestank der in der Dorfmitte gelegenen Anlage beschwerten.
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Sohn Eric Hamdorf (30), der den Betrieb Anfang des Jahres übernommen hat, möchte die Sache jetzt anders angehen: Durch eine Bürgerbefragung klärte er den Bedarf und die Machbarkeit ab. Nun wird er auf eigene Kosten die Rohrleitungen von der Anlage entlang der Hauptstraße in Richtung Sühlen und im Lohsacker Weg verlegen.
Anschluss für 1000 Euro
Für diesen ersten Bauabschnitt hat er einen Kredit in Höhe von 600 000 Euro aufgenommen. Bisher hat er 17 Haushalte und die Gemeinde als Betreiber des Feuerwehr- und Dorfhauses als Anschlussinhaber gewonnen. Jeder zahlt eine Pauschale von 1000 Euro und erhält dafür eine Übergabestation im Haus, die dann Gas- und Ölbrenner ersetzt.
Dadurch fallen nicht nur Wartungs- und Schornsteinfegerkosten weg, auch ist die Wärme deutlich günstiger als bei der Verbrennung fossiler Energieträger. Hamdorf rechnet mit einer Kostenersparnis von 300 bis 400 Euro gegenüber Gas und sogar 600 bis 700 Euro gegenüber einer Ölheizung für eine vierköpfige Familie. Die Kilowattstunde Wärme wird bei ihm mit 6,55 Cent berechnet.
Das überzeugte auch die Gemeinde. Einstimmig hatte sie sich für den Anschluss des Dorfhauses ausgesprochen. „Die alte Ölheizung dort muss sowieso ersetzt werden“, meinte Bürgermeister Bohn. „Außerdem muss man bei der Einsparung von CO2 im Kleinen anfangen.“ Als Jäger und Naturschützer sieht er die „Vermaisung“ der Landschaft durchaus kritisch, setzt aber darauf, dass nicht nur Mais, sondern auch andere Feldfrüchte vergoren werden könnten.
Ein Blockheizkraftwerk könnte das ganze Dorf versorgen
Biodiversität ist auch für Eric Hamdorf ein Thema. Er, selbst auch Jäger, hat in diesem Jahr nicht nur Mais, sondern auch Weizen, Raps, Rüben, Erbsen und Ackergras angebaut. Außerdem legt er Wert auf Zwischenfrüchte und wird nach der Ernte auf 80 Hektar rund ums Dorf unter anderem Sonnenblumen aussäen.
Auch auf dem Hof will er weiter investieren. Um die Gärreste 9 Monate lang lagern zu können, ist ein weiterer „Pott“ erforderlich und das Regenrückhaltebecken, möchte er durch eine gedeckelte Lagune ersetzen. „Durch den Deckel haben wir dann keine Geruchsbelästigung im Dorf mehr“, hofft er.
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Jedes seiner beiden Blockheizkraftwerke könne mit einer Wärmeleistung von 1000 Kilowatt das ganze Dorf allein versorgen, berichtet er. Zusätzlich werde noch ein Wärmespeicher mit 40 000 Liter gebaut, der allein schon die Versorgung für zehn Stunden sicherstellen könne. Er hofft, dass sich durch Mund-zu-Mund-Propaganda noch weitere Nutzer anschließen.
Weitere Anschlüsse möglich
Der erste Bauabschnitt soll noch in diesem Jahr fertig werden. „Unsere Wärme ist CO2-neutral“, wirbt Hamdorf mit Bezug auf die Diskussion um die Einführung einer möglichen CO2-Steuer. Interessenten können sich unter der Telefonnummer 0173/4702126 bei ihm melden, auch wer seine Heizung erst in einigen Jahren austauschen möchte. Er plane langfristig, so Hamdorf.
Bürgermeister Dr. Dieter Bohn und sein Stellvertreter Uwe Karbe denken da auch schon an das Baugebiet hinter der Bahn oder das erst in einigen Jahren zu erwartende Neubaugebiet an der Bahrenhofer Grenze. „Die haben dann einen richtig großen Vorteil“, meint Uwe Karbe. „Die Bauherren brauchen von vornherein weder Heizung, Schornstein noch Lagertanks einzuplanen.“