Wegen Geldautomatensprengung in Kaltenkirchen Angeklagter nicht geständig

Es war ein Anblick, den die Kaltenkirchener wohl so schnell nicht vergessen werden: Am Morgen des 16. Juni dieses Jahres war der Selbstbedienungsbereich der Filiale der Commerzbank in der Holstenstraße komplett zerstört. Dort hatten in der Nacht zuvor zwei Niederländer den Geldautomaten gesprengt und knapp 230.000 Euro erbeutet. Doch die jungen Männer wurden auf ihrer Flucht zu Fuß von der Polizei gefasst. Unterwegs verloren sie den Großteil ihrer Beute – diese konnte, bis auf 2000 Euro, wieder eingesammelt werden. Komplize bekam drei Jahre Haft: Einer der beiden, der 26-jährige S., wurde am vergangenen Dienstag im Amtsgericht Neumünster nach einem Geständnis zu zwei Jahren und elf Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Sein Komplize, der 19-jährige Omar O. muss sich seit Mittwoch in Norderstedt vor dem Jugendschöffengericht verantworten. Keine Einlassung zur Anklage: Doch so einfach wie bei dem 26-Jährigen wird es bei Omar O. nicht werden. Der 19-Jährige will sich zu den Anklagepunkten nicht einlassen, er bestreitet die Tat durch Schweigen. Zudem war die Auftaktverhandlung am Mittwoch im Amtsgericht Norderstedt so chaotisch, dass die Sitzung nach einer Stunde unterbrochen und auf den 21. Dezember verlegt werden musste. Chaos am ersten Verhandlungstag: Zunächst fiel dem Richter auf, dass niemand von der Jugendgerichtshilfe anwesend war. Das ist allerdings Voraussetzung bei Verhandlungen, wenn die Angeklagten zur Tatzeit jünger als 21 Jahre alt sind. Nach einem Telefonat wurde bekannt, dass ein Mitarbeiter der Jugendgerichtshilfe erst gegen 11.30 Uhr im Amtsgericht erscheinen könne – die Sitzung hatte aber um 9 Uhr begonnen. Also wollte der Richter die Verhandlung auf 11.30 Uhr verlegen. Das passte wiederum der Dolmetscherin nicht. Sie musste früher weg. Da der Angeklagte niederländischer Staatsbürger ist, und obwohl er im Jugendgefängnis in Schleswig mittlerweile ganz gut Deutsch gelernt hatte, muss eine Übersetzungskraft die ganze Zeit anwesend sein. Nach einigem Hin und Her und der Anfrage, ob die beiden geladenen Zeugen auch am kommenden Montag Zeit hätten, vertagte der Richter die Verhandlung schlussendlich auf den 21. Dezember. Lesen Sie auch: Geldautomaten im Visier von Kriminellen Laut Anklageschrift soll Omar O. in der Nacht zum 16. Juni mit seinem Komplizen S. aus den Niederlanden mit einem Mercedes-SUV nach Deutschland gefahren sein. In Leer klauten die beiden fremde Kfz-Kennzeichen und schraubten diese an ihr Auto. Im Kofferraum befanden sich sieben Kanister mit Benzin. Ihr Ziel war Kaltenkirchen, wo sie mit Sturmhauben bekleidet in die Commerzbank-Filiale einbrachen und dort mit einem Sauerstoff-Acetylen-Gemisch den Geldautomaten sprengten. Das explosive Gasgemisch führten sie über einen Schlauch in den Automaten, gingen vor die Tür und betätigten einen Fernzünder. Am kommenden Montag werden zwei Polizisten als Zeugen gehört, einer der beiden war der leitende Kriminalbeamte in diesem Fall.