Wie schwer es Hochzeitspaare im Kreis Segeberg 2020 wegen Corona hatten

So waren manche Brautleute sogar froh, nur in kleinem Rahmen feiern zu dürfen: Denn das bedeutete: Mit wenig Stress und viel Besinnlichkeit. Mancherorts waren Termine schwer zu bekommen, was für Ärger sorgte. Der Wassermühle in Klein Rönnau wurden 2020 die Türen eingerannt. Mit 75 Trauungen im historischen Gebäude hat Bürgermeister Dietrich Herms einen neuen Rekord hingelegt. Was auch darin seinen Grund hatte, dass reguläre Standesämter offenbar keine freien Termine mehr angeboten haben, sagt Herms. Coronavorschriften weit ausgelegt: Er wundert sich. Etwa über das Standesamt Bad Segeberg. Dieses habe 220 Trauungen gehabt, und allein ein Drittel davon sei nur auf seine Außenstelle Klein Rönnau entfallen. Paare müssten für Trauungen dort, weil außerhalb des Standesamtes, eine Extragebühr von 200 Euro zahlen. Das Geld kassiere aber die Stadt, obwohl Herms die Paare traut. So seien die Landesregeln, ärgert er sich. Rund 80 Quadratmeter Platz bietet die Wassermühle. Zutritt erhielten nur das Paar, zwei Trauzeugen, die Eltern des Brautpaares und gegebenenfalls ein Fotograf. Das Land habe zuvor in einem Rundschreiben darauf hingewiesen, dass es zwar Coronavorschriften gebe, die Trauung aber ein besonderer und hoheitlicher Akt sei, auf den Bürger Anspruch hätten, sagt Herms. Weniger Hochzeiten in Seedorf: Einige Paare hätten ihre Trauung wegen Auflagen auf 2021 verschoben. Die nun aber feststellen müssten, dass sie nun, in 2021, nicht viel schlauer seien. Für dieses Jahr liegen Herms 25 Anmeldungen vor. Lesen Sie auch: Hochzeit im Lockdown? So geht es Paaren aus Kiel Deutlich weniger wurde 2020 im Seedorfer Torhaus geheiratet, sagt Gerd Lentföhr, bis Ende November Bürgermeister. Er traute die Paare, ebenfalls als Außenstelle des Standesamtes Bad Segeberg, auch in einem historischen Gemäuer. "Gewöhnlich haben wir 35 bis 40 Paare pro Jahr, 2020 waren es nur 15 bis 20." Trauungen konnten keine Events werden: Oft feiern dort Paare, die keine kirchliche Hochzeit hätten. Quasi als Ersatz hätten die Trauungen deshalb teilweise Event-Charakter. Doch das sei 2020 wegen Corona schwierig gewesen, sagt Lentföhr. Zumal sich die Regeln ständig geändert hätten. Zumeist durfte nur mit Eltern und Trauzeugen geheiratet werden. "Das lief alles sehr auf Sparflamme." Etliche Paare haben ihre Hochzeit auf 2021 verschoben. Das Problem: Es grassiert weiterhin das Coronavirus. Und der neue Bürgermeister Philipp Frank als Ehrenbeamter muss erst einmal einen Befähigungslehrgang absolvieren. Großer Aufwand für Bürgermeister: "Grundsätzlich will ich das machen", sagt Frank. Er hat sich vorsichtshalber auch schon für zwei Kurse angemeldet. Doch ob einer stattfindet, sei unklar. Es müssten sich genügend Teilnehmer melden. Und es gibt noch ein anderes Problem: Anders als Lentföhr ist Frank nicht Rentner, sondern Unternehmer. Er steht voll im Berufsleben. Der Aufwand als ehrenamtlicher Traubeamter sei aber groß, vier bis fünf Stunden mit drei Terminen vor Ort inklusive Vorgespräch, sagt Frank. Hamburger wollen das Eventerlebnis: Außerdem seien mittlerweile viele Hamburger darunter, die nur das schöne Ambiente nutzen wollen, seltener Einheimische. Und Seedorf profitiere nur noch begrenzt, weil es von einst vier Gaststätten nur noch eine in der Gemeinde gebe, in der gefeiert werden könne. Zumal die Feste heutzutage auch nicht mehr so groß ausfallen würden wie einst. Zu den begehrten Stätten 2020 zählte auch das Landgestüt Traventhal. "Das Standesamt hat gerne an uns verwiesen", sagt Bürgermeister Udo Bardowicks. Denn im ehemaligen Pferdestall des Veranstaltungsgeländes von Harry Beiersdorf ist Platz für 50 Menschen. Das ist Gold wert in Coronazeiten mit den Abstandsregeln. Landgestüt beliebter Ort mit viel Platz: Wegen der Coronaauflagen durften aber auch dort meist nur bis zu zehn Besucher kommen. Zehn Mal verheiratete Bardowicks Paare. Nur eines hatte von 2020 auf 2021 verschoben. Für dieses Jahr liegen schon fünf Anmeldungen vor, meist im Mai und Juni. Bardowicks verfasst immer individuell abgestimmte Reden. Die Eheringe können auf ein Hufeisen gelegt werden, das mit dem Traudatum versehen ist und wie das Redemanuskript später als Geschenk mitgegeben wird. Erstaunliche Brautpaare: Manchmal muss Bardowicks staunen. Etwa über jenes Paar, bei dem Braut und Bräutigam jeweils schon das vierte Mal eine Ehe eingingen. "Irgendwann muss eine Ehe ja mal halten", schmunzelt Bardowicks. Einmal freute er sich über die Begleitperson der Frau. "Oh, Sie haben Ihren Vater mitgebracht!" Es war allerdings der Bräutigam (73). Sie war 37 Jahre alt. Ein Happy End gab es für Lena (geborene) Mennicke und Alexander Schulz. Sie hatten Anfang April im Standesamt Laboe und in der Kirche Sülfeld heiraten wollen. Doch wegen der Corona-Pandemie mussten alle Feiern mit fast 80 Gästen abgesagt werden. Es hatte der 3. April sein sollen, weil es der Tag ist, an dem sie sich 2017 das erste Mal gesehen hatten. Der Termin im Standesamt hätte zwar stattfinden können. "Aber nur wir und der Standesbeamte hätten dabei sein dürfen", sagte die Braut im Frühjahr. Eine digitale Live-Übertragung, über die kurz als Alternative nachgedacht wurde, musste ad acta gelegt werden. Laut Standesamt gebe es aus Datenschutzgründen nicht diese Möglichkeit. Verschoben, und dann doch geheiratet: Im Juni 2020 hat es doch noch geklappt, erzählt Lena Schulz jetzt. Die Verschiebung erwies sich als Glücksgriff. "Es lief absolut super." 13 Personen seien sie bei der standesamtlichen Trauung in Laboe gewesen. "Ein Fotograf war mit dabei." Zu der Sommerzeit hatten die Restaurants geöffnet. "Was noch fehlt, ist die kirchliche Trauung in Sülfeld. Wir sind noch unsicher, ob wir 2021 feiern. Wir wollen nicht noch mal alles absagen müssen." So werde es vielleicht 2022. Zwei Jahre nach der Trauung. Im Amt Bad Bramstedt-Land sank die Zahl der Eheschließungen auf 46, nach 52 im Jahr 2019. "Sechs Paare haben ihren festen Trautermin abgesagt und auf 2021 verschoben", sagt Michaela Wendland. "Eine Eheschließung wurde von Mai 2020 in den August 2020 verschoben." Mehrere Trauungen verschoben: Auch in Kaltenkirchen gab es im Vergleich zu den Vorjahren weniger Eheschließungen: 68 Trauungen nach 97 im Jahr zuvor. "Vereinzelt wurden Hochzeiten abgesagt oder verschoben", sagt Standesbeamter Jürgen Zuther. "Welche Rolle die Coronakrise dabei gespielt hat, ist nicht bekannt." Im Amt Leezen haben von 2016 bis 2019 zunehmend Paare geheiratet, die Zahl war von 25 auf 46 Eheschließungen gestiegen, berichtet Ordnungsamtsleiter Holger Pirdzuhn. 2020 waren es dann nur noch 37 Trauungen. "Drei Eheschließungen sind wegen Corona verschoben worden und sollen 2021 stattfinden." Manches Paar mochte den kleineren Rahmen: Im Amt Itzstedt gaben sich 62 Paare das Ja-Wort, nach 78 im Jahr zuvor. Nur wenige habe zurückgezogen oder verschoben, sagt Mitarbeiterin Petra Kullik. Und manche Paare seien auch ganz froh gewesen, dass wegen der Coronaauflagen nur in kleinem Rahmen gefeiert werden durfte. "So gab es für sie keinen Stress mit der Organisation und ihren Verwandten. Die Paare waren ganz bei sich, und damit sehr glücklich." Darf derzeit eine Hochzeit stattfinden? : Trotz der neuen Auflagen: Eine Hochzeit darf derzeit prinzipiell stattfinden, teilte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Freitagnachmittag mit. Allerdings gelte die dringende Empfehlung, in den kommenden Wochen auf alle nicht unbedingt notwendigen Dinge zu verzichten, bei denen Menschen zusammenkommen. Das oberste Ziel sei eine Reduzierung aller nicht notwendigen Kontakte, um die Infektionszahlen zu senken und das Gesundheitssystem in der Pandemie zu entlasten. Daher sollten auch Hochzeiten nach Möglichkeit nicht stattfinden. Grundsätzlich gelte: Eine standesamtliche Trauung dient dem Abschluss eines familienrechtlichen Vertrages und ist eine hoheitliche Handlung eines Standesbeamten. Sie falle daher nicht unter das Veranstaltungsverbot. Das allgemeine Abstandsgebot sei einzuhalten und die Anzahl der Teilnehmer auf ein Minimum zu beschränken. Hygieneregeln seien unbedingt zu beachten. Keine Feiern: Hochzeitsfeiern dürften nicht stattfinden. Möglich wäre ausschließlich, sich dafür im privaten Raum mit maximal einer weiteren Person zu treffen, sofern das Brautpaar einen gemeinsamen Haushalt bilde. Aber auch dafür gelte die Empfehlung, darauf nach Möglichkeit zu verzichten.