Wochenmarkt in Kaltenkirchen hat seit Corona mehr Zulauf als vorher

"Die Leute sehnen sich nach einem normalen Umfeld. Der Wochenmarkt ist auch etwas für die Psyche." Das sagt Dietmar Ronke. Der Marktbeschicker ist mittwochs und sonnabends auf dem Kaltenkirchener Wochenmarkt und hat in den vergangenen Monaten – eigentlich seitdem Corona ein Thema ist – einen regelrechten "Run" auf die Stände festgestellt. "Es ist wirklich immer mehr los", bestätigt er. Aber das sei ja auch kein Wunder, meint der Obst- und Gemüseverkäufer. Man könne unter freiem Himmel einkaufen, habe keinen Einkaufswagen vor sich und keine ewig langen Schlangen an den Kassen. Dass gerade vor den Feiertagen an den Wochenmarktständen die Kunden in Reihe und mit Abstand darauf gewartet hatten, bis sie dran waren, würden diese in Kauf nehmen. Es gehe auch darum, unbeschwert zu schnacken. "Manche kaufen ihre drei Zwiebeln und sprechen dann einfach mal wieder mit Menschen", sagt Ronke. Der Wochenmarkt werde zum Treffpunkt. Auch junge Kunden legen Wert auf Regionales: Das hat auch Hannes Koopmann vom Stand gegenüber beobachtet. "Corona war ganz ehrlich für uns kein Nachteil", meint der Aukruger. "Viele Kunden haben gemerkt, dass es uns gibt." Der Besuch der Stände sei ein Highlight. Er und seine Kollegen hätten auch viele neue Gesichter entdeckt, nicht nur Stammkunden. "Junge Kunden, die Wert auf Waren aus der Region legen", beschreibt Koopmann. Da die Gastronomie nun wieder geschlossen sei, würden viele Käufer sich selbst in die Küche stellen und kochen. "Da werden auch neue Dinge mal ausprobiert." Menschen denken über die Herkunft der Lebensmittel nach: "Pünktlich" mit dem Start der Corona-Pandemie im vergangenen Frühjahr hat Viktoria Gloyer aus Stuvenborn mit ihrem Eier-Wagen den Mittwochsmarkt in Kaltenkirchen gebucht. "Gerade beim ersten Lockdown ist die Nachfrage nach unseren Eiern stark gestiegen", erzählt die Geschäftsfrau. In Stuvenborn habe sie zwar einen Stand auf dem Hof für Selbstabholer, aber den Wochenmarkt in Kaltenkirchen will sie nicht auslassen. Die Menschen, so hat sie festgestellt, würden mehr darüber nachdenken, wo die Lebensmittel herkommen. Das komme den regionalen Erzeugern zugute. "Es ist wirklich viel los." Imbissbetreiber kritisiert zweiten Lockdown: Sönke Vehrs aus Großenaspe hingegen, der seit 37 Jahren mit dem Imbisswagen auf dem Kaltenkirchener Wochenmarkt sein Geld verdient, ist sauer. Er darf zwar weiter Bratwurst, Pommes Frites und Frikadellen verkaufen, allerdings musste er seine Stehtische abbauen. Stattdessen gibt es die Mahlzeit zum Mitnehmen. "Und dann stellen meine Kunden sich zehn Meter weiter an die Mauer und essen da. Ist das besser?", fragt Vehrs. Die Gastronomie leide sehr, "wir mussten auch zweimal Zuhause bleiben". Vehrs freut sich über treue Kunden, die trotz der Situation zu ihm kommen und Bratwurst mit Pommes rot-weiß bestellen. "Die halten uns die Stange, obwohl es nicht leicht ist", sagt Vehrs dankbar. Der jetzige Lockdown hätte seiner Ansicht nach nicht sein müssen. Marktleiter Bleckmann will weitere Marktbeschicker anwerben: Marktleiter Markus Bleckmann freut sich über den guten Zulauf der beiden Wochenmärkte mittwochs auf dem Holstenplatz und sonnabends auf dem Grünen Markt. "Die Kunden haben Angst und kaufen lieber draußen ein als im engen Supermarkt", sagt Bleckmann. Die Rückmeldungen der Marktbeschicker seien überwiegend positiv. Lesen Sie auch: Nach Messerstecherei: Angeklagter erschien nicht vor Gericht "Durch Corona ist extrem mehr los bei uns", sagt Bleckmann. Die Kunden würden sich meist an Abstand und Maskenpflicht halten. Das Ordnungsamt kontrolliere regelmäßig. Bleckmann bemüht sich derzeit um weitere neue Standbetreiber, beispielsweise mit Frischfleisch für Haustiere. Die Vielfalt mache es.