Handball-Europameister: Leben retten! Weinhold wird Pate

„Ich habe sofort gesagt, dass ich das gerne mache“, sagt der Handball-Europameister, „denn dass Menschen einen Herzstillstand erleiden, kann überall passieren.“ Stimmt, auch im Sport. Weinhold erinnert sich an den Fall eines jungen Kollegen, an den Tod von Sebastian Faißt. Im März 2009 brach der Kapitän der deutschen Junioren-Nationalmannschaft im Spiel gegen die Schweiz zusammen, nach einem Angriff beim Zurücklaufen ohne gegnerische Einwirkung. Obwohl Teamarzt Prof. Dr. Kurt Steuer sofort zur Stelle war, konnte der 21-Jährige von Bayer Dormagen nicht gerettet werden. Bei Handballspielen auf diesem Niveau, auch in der Bundesliga, sind immer Ärzte vor Ort, aber manchmal sind auch erfahrene Mediziner machtlos. Bei der Obduktion des talentierten Linkshänders wurde Herzversagen als Todesursache festgestellt. „Das war ein tragischer Unglücksfall“, glaubt Weinhold. Ein Einzelfall war es nicht. Zwei Jahre später starb der dänische Handballer Lars Olsen vom Zweitligisten Ribe-Esbjerg während des Duells gegen Sydhavserne. Der 23-Jährige war gefoult worden, kam zurück auf die Platte und verlor das Bewusstsein. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Glück im Unglück hatte dagegen Rainer Herold, den Steffen Weinhold nun kennenlernte. Herold, Handballer des Raisdorfer TSV, erlitt am 3. April 2011 im Spiel der 1. Kreisklasse gegen den Surendorfer SV einen Herzinfarkt und konnte auf dem Spielfeld reanimiert werden. „Ich weiß nur noch, dass ich ausgewechselt werden sollte und zur Bank lief, was danach passierte, kenne ich nur aus Erzählungen“, sagt der inzwischen 52-Jährige. Herolds Helfer heißen Steffen Wundram und Jan Jelinek. Die beiden Surendorfer Spieler begannen sofort mit Herzdruckmassage. „Steffen Wundram ist Krankenpfleger, er wusste Gott sei Dank, was zu tun ist“, erzählt Herold, der dieser Soforthilfe vermutlich sein Leben, sicherlich aber seine jetzige Lebensqualität verdankt. „Ich würde gerne eine Schulung mitmachen“: Dreieinhalb Wochen lag der Elektroniker im Kieler Marinearsenal damals im Städtischen Krankenhaus im Koma. Seine Nieren versagten und funktionierten dank Dialyse erst nach sechs Wochen wieder. Im Sommer 2011 wurde ihm dann noch ein Defibrillator unter die Haut gepflanzt, der seitdem kein einziges Mal zum Einsatz kam. „Ich kann zwar nicht mehr Handball spielen, aber ansonsten verläuft mein Leben völlig normal“, sagt der zweifache Vater, gibt aber zu: „Wenn ich mal ein Stechen in der Brust verspüre, dann bin ich sofort etwas verunsichert.“ Steffen Weinhold hört sich beim Treffen die Geschichte von Rainer Herold an und stellt etliche Fragen. Beispielsweise, ob dieser wisse, was im Notfall zu tun sei. „Ich wüsste es nicht richtig“, gibt der THW-Kapitän zu, „klar, ich würde die 112 wählen, aber was ich mal vor meiner Führerscheinprüfung im Erste-Hilfe-Kurs gelernt habe, könnte ich nicht mehr anwenden. Wahrscheinlich würde ich händeringend jemanden suchen, der Ahnung hat.“ Deshalb möchte der 30 Jahre alte Handball-Profi nicht nur Pate der Aktion „Leben retten!“ sein. „Ich würde gerne eine Schulung mitmachen“, kündigt der frischgebackene Vater an. Zeit dafür hätte er bis etwa Ende Februar. Nach seiner Operation am gerissenen Syndesmoseband, wegen der er die Handball-WM in Frankreich verpasste und das deutsche Aus am Sonntag nur im Internet verfolgte, wurden ihm am vergangenen Freitag die Schrauben am rechten Fuß entfernt. Nun beginnt das Aufbautraining. „Die Ärzte sagen, dass ich in sechs Wochen wieder spielen kann, ich hoffe, dass ich es in vier schaffe“, meint der leidgeprüfte Linkshänder. Und so bleibt sicherlich Zeit, um von UKSH-Fachpersonal in Herzdruckmassage unterrichtet zu werden.

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