Bevor Winnie Harlow (Titelbild) erstmals auf dem Laufsteg auftauchte, gehörte der Begriff Vitiligo nicht zum Vokabular der Modebranche. Mittlerweile weiß jeder, dass es sich dabei um eine Erkrankung der Haut handelt. Und die weißen, pigmentfreien Stellen sind längst zu einem Markenzeichen geworden, dem die 22-jährige Kanadierin gut bezahlte Jobs verdankt – wie jüngst, als sie für Julien Macdonald einen schwarzen Hosenanzug und viel nackte Haut präsentierte.
Rollentausch
Mittlerweile ist es nichts Neues mehr, dass in der Mode Geschlechtergrenzen verschwimmen. Casey Legler allerdings war das erste weibliche Model, das ausschließlich für Männermode gebucht wurde. Nach dem Ende ihrer Karriere als Leistungsschwimmerin in Frankreich stand sie in den USA bei der renommierten Agentur Ford Models unter Vertrag – als einzige Frau in der Männerkartei. Immer wieder arbeitet die 39-Jährige als Künstlerin. Eines ihrer Projekte: der Geschlechtertausch.
Schwarz ist schön
Als Schülerin soll sie geweint haben, weil sie für ihr Aussehen gehänselt wurde. Mittlerweile ist Khoudia Diop stolz auf ihren sehr dunklen Teint. Die 20-jährige Senegalesin ist neu auf den Laufstegen, auf Instagram mit rund 300 000 Followern aber schon ein Star. Unter dem Namen Melaniin Goddess (eine Anspielung auf das Hautpigment) wirbt sie dort für mehr Toleranz – und hofft, dass “ihre dunkelhäutigen Schwestern“ eines Tages über Schönheitsstandards lachen: “Es gibt niemanden, der dir sagen kann, wie du aussehen solltest.“
Perfekt unperfekt
“Ich bin ein Einzelstück und keine Stangenware“, schreibt Mario Galla auf seiner Homepage über sich selbst. Der 31-jährige Student kam mit einem verkürzten rechten Oberschenkel zur Welt und trägt deshalb eine Beinprothese, die bei der Schau von Michael Michalsky jüngst für Aufsehen sorgte, weil Galla kurze Hosen trug. Trotz seines Handicaps ist er gut im Geschäft: Nach seiner Entdeckung in einem Schnellimbiss modelte er für Hugo Boss und war eines der Gesichter in Kampagnen von Peta und Benetton.
Model mit Downsyndrom
Models abseits der Norm werden in der Modebranche gern als schnelllebiger Trend abgetan. Die 20-jährige Madeleine Stuart hat kürzlich bewiesen, dass der Fall bei ihr möglicherweise anders liegt: Als erstes Model mit Downsyndrom hatte die Australierin noch vor wenigen Jahren für Aufsehen und Kritik gesorgt. Nun hat sie in New York ihre erste eigene Kollektion vorgestellt. Der Name des Labels “21 Reasons Why“ bezieht sich auf die offizielle Bezeichnung für die Chromosomenstörung Trisomie 21.
Transgender-Ikone
Man könnte meinen, Hari Nef sei eine Pionierin: Die als Mann geborene US-Amerikanerin wurde als erstes Transgender-Model bei der Model-Agentur IMG unter Vertrag genommen. Als erstes Transgender-Model lief sie für Designer wie Gucci über den Laufsteg. Seit ihrer Rolle in der Amazon-Serie “Transparent“ wird die 22-jährige US-Amerikanerin zudem als führende Stimme der internationalen Transgender-Community verehrt – eine Rolle, die ihr nach eigenen Worten aber viel zu groß und belastend erscheint.
High-Fashion im Hijab
Viele Kunden der Haute Couture kommen längst aus dem Nahen Osten. Hijabs und bodenlange Kleider sind daher Standard jeder Kollektion. Der rasante Aufstieg Halima Adens (19) zum Model der Stunde folgt allerdings weniger geschäftlichen Interessen, sondern wird als Statement gewertet: Das US-Model mit somalischen Wurzeln, das stets Hijab trägt, repräsentiert die Weltoffenheit, die die Branche propagiert. Aden steht bei der Top-Agentur IMG unter Vertrag, sie modelte jüngst für Kanye West, Max Mara und Alberta Ferretti.
Von Dany Schrader