Das war offensichtlich bitter nötig. Von der schrecklichen Bluttat, die sich zuvor in der Unterkunft abgespielt hatte, war keine Rede. Auch erfuhren die Besucher der Einwohnerversammlung kein Wort davon. Aber warum? Sollte der Fall nicht publik werden, damit das Bild der Landesunterkunft keine weiteren Kratzer bekommt? Wer immer die Entscheidung getroffen hat – konnte er wirklich politisch so naiv sein, zu glauben, dass er damit durchkommt?
Wenn der Innenminister dies selbst entschieden haben sollte, wäre das ungeheuerlich. Kritische Informationen zurückzuhalten, weil man seine politische Agenda gefährdet sieht, ist schlechte Politik. Denn es leistet einer Stimmung Vorschub, in der sich die Bürger getäuscht fühlen – und sich verbittert von Politik oder demokratischen Parteien abwenden. Kann es sein, dass Hans-Joachim Grote gar nichts von dem Fall gewusst hat? Aber das wäre fast noch schlimmer. Der Innenminister muss, wenn er glaubwürdig bleiben will, bei dem heiklen Thema Boostedt für Transparenz sorgen. Dafür steht er in der Verantwortung.