KN-Leserbriefe: Rege Debatte über den Ausgang der Landtagswahl Schleswig-Holstein 2022

Im Schatten des Wahlsiegs der CDU, verbesserten sich aber auch die Grünen, ebenso der SSW. Eine historische Niederlage fuhr die SPD ein. Auch die FDP sackte ab – und die AfD flog aus dem Landtag. Jetzt schwor Günther seine Partei auf eine erneute Jamaika-Koalition ein. Das alles führt zur einer regen Debatte unter den Leserinnen und Lesern. Die Grünen in der Opposition nicht fürchten: Die Wahl am 8. Mai 2022 in Schleswig-Holstein war eine Landtagswahl, sie war nicht ein Referendum des Ministerpräsidenten über die Frage, ob Jamaika weitere fünf Jahre regieren kann. Jamaika war eine Notlösung. Regierungskoalitionen bilden sich nach den politischen Inhalten der Parteien, nicht nach der Reihenfolge der erreichten Prozentpunkte. Alles andere höhlt das Demokratieprinzip aus. Der „Wunsch der Bevölkerung nach Fortführung von Jamaika“ ist aus der Sicht geäußert worden, keine anderen Mehrheiten zu erhalten. Nun aber gibt es überraschend wesentlich bessere Optionen für die CDU. Ein starker Ministerpräsident sollte die Grünen in der Opposition nicht fürchten. Es ist unverständlich, dass Daniel Günther freiwillig Ministerien abtritt an die Grünen. Misstraut Günther der Regierungskompetenz in den eigenen Reihen? Lädt nun die CDU in Schleswig-Holstein die Grünen freiwillig ins Kabinett ein und überlässt ihnen Ministerien, so können sich vor allem Rot und Grün in der Bundesregierung freuen: alle rot-grünen Gesetzesvorhaben werden in der Länderkammer nun weiterhin von Schleswig-Holstein akzeptiert, niemals wird es eine Ablehnung geben. Rot und Grün in Berlin lachen … Die schleswig-holsteinischen CDU-Wähler bekommen nun eine Regierung mit Unterstützungsfunktion für den rot-grünen Teil der Bundesregierung, vor allem für den grünen. Wenn dieses Regierungsmodell für Deutschland gelten soll, wird es zukünftig nur noch grün-beherrschte Politik geben, egal wie das Wählervotum ausfällt. Jörg-Achim Fischer, Laboe Lesen Sie auch Leitartikel zur Wahl in Schleswig-Holstein: Warum die CDU ihren Wahlsieg auch den Grünen verdankt Kristian Blasel zum Wahlergebnis: Demütigung für die Genossen Stefanie Gollasch zur Landtagswahl: Warum Schleswig-Holstein die AfD abgewählt hat Bodo Stade zum Wahlsieger: Daniel Günther hat ein Luxusproblem Ulf Christen zur SPD-Wahlpleite: Midyatli in der Zwickmühle Weitermachen, Herr Losse-Müller: Ein Lob für Herrn Losse-Müller. Er hat einen guten Wahlkampf gemacht. Er wusste, dass er einen schweren Standpunkt hatte. Das Wahlergebnis war vorhersehbar. Dennoch hat er alles gegeben. Er hat sich mutig in den Kampf begeben. Solche Kandidaten brauchen wir. Bitte weitermachen, Herr Losse-Müller! Katja Leckband, Kiel Keine starke Opposition: Der größte Gewinn bei dieser Wahl ist, dass die AfD raus ist. Ich frage mich aber, wie bei einer neuen Jamaika-Koalition noch eine starke Opposition funktionieren soll, wenn 53 Sitze gegen 16 (SPD und SSW) stehen. Regina Henneberg, per Mail Schlechte Noten für die FDP: Daniel Günther und „seine CDU“ haben vom Wähler die Note 1+ erhalten. Daniel Günther steht für eine integrative Politik, nicht für eine konfrontative wie die von Friedrich Merz. Auch die anderen Parteien der Jamaika-Koalition haben klare Noten bekommen: die Grünen eine 2, die FDP nur 5 bis 6. Möge Daniel Günther dies verstehen, wenn er in die Richtung Koalition mit der FDP gedrängt wird. Im Grunde sind die Grünen vom Grundansatz eine konservative Partei: die Natur, die Schöpfung, die Erde, so wie sie jetzt ist, schützen und bewahren. Gerhard Leinz, per Mail Lesen Sie auch Ergebnisse zur Landtagswahl 2022: So hat Schleswig-Holstein gewählt Landtagswahl-Gewinner: Neue Abgeordnete im Landtag von Schleswig-Holstein Der Podcast zur Landtagswahl 2022: Jung und unerhört Eine fatale Rechnung: Die FDP-Rechnung lautet folgendermaßen: gegen die Impfpflicht + gegen ein Tempolimit = -6 Prozent. Hans-Jörg Helm, Kiel Bloß nicht mit den Grünen: Langsam wirken die Meldungen der Grünen im Hinblick auf potenzielle Koalitionen mehr und mehr seltsam. Auch wenn es für Grüne kaum vorstellbar ist: man konnte die CDU und Daniel Günther wählen, weil man die CDU und Daniel Günther wählen wollte … und ganz gewiss nicht wegen, sondern höchstens trotz des grünen Koalitionspartners. Donnerwetter! Die Querschüsse gegen und das seltsame Fremdeln der Grünen mit den angeblich so gut zusammenarbeitenden Partnern begann, zuvorderst von Frau Heinold, ja schon lange vor der Wahl und ist ein beredtes Zeichen dafür, wie Grüne sich entschieden hätten, wenn vielleicht sie die Machtoptionen hätten bestimmen können. Siehe Bremen, wo sie anstelle eines echten Neustarts mit CDU und FDP lieber das fürchterliche Rot-Rot-Grün gemacht haben. Ich hoffe, dass man in der Führung der Landes-CDU endlich mal genau bedenkt, was die Grünen vor der Wahl so geäußert haben – und dass man dann mit der FDP koaliert! Jürgen Marth, Mönkeberg Schlecht fürs parlamentarische System: Nun will Günther tatsächlich Jamaika fortsetzen. Klar, dann hat er ja nur ’ne kleine Opposition. Gut für das Regieren, aber schlecht für das parlamentarische System. Aber das ist ihm doch völlig egal. Wie war sein Motto? Ach ja: „Weiter so.“ Heinz Dammers, per Mail SPD-Kandidat abgestraft: Dass die SPD nach der Wahlschlappe nach Sündenböcken sucht, ist verständlich und notwendig. Nur, es ist nie nur eine Person Schuld. Auf mich wirkte die Äußerung des Spitzenkandidaten Losse-Müller letztes Jahr in den KN, er gönne sich ein Sabbatjahr mit der Grundversorgung eines Staatssekretärs außer Diensten, wie der Lacher des letzten Kanzlerkandidaten der CDU. Auch der wurde vom Wähler wegen mangelnder Sensibilität abgestraft und verschwand in der Versenkung. Wer sich glaubhaft um Geringverdiener, Kurzarbeiter und Sozialschwache sorgt, muss anders auftreten. So ist Losse-Müller für einen Neuanfang nicht der Richtige! Ute Lühmann, Heikendorf Das freundliche Gesicht der SPD: Als am Sonntag die Hochrechnungen das Ergebnis der SPD bekannt gaben und Minuten später Herr Stegner auf dem Bildschirm erschien, fiel mir eine chinesische Weisheit ein: „Wenn Du nicht lächeln kannst, mach keinen Laden auf.“ Man hatte doch, wenn auch spät, mit Herrn Losse-Müller einen erfahrenen Politiker mit Lebensfreude und ohne hässliche Narben politischer Niederlagen in den Wahlkampf entsandt. Die Themen waren richtig und wichtig. Sie wurden von Losse-Müller sympathisch und glaubhaft vertreten. Aber gegen Herrn Günther war er chancenlos – wie wohl jeder andere auch. Dennoch kann Losse-Müller jetzt und in Zukunft das freundliche Gesicht der schleswig-holsteinischen SPD bleiben. Seine Zeit wird kommen, und morgen ist heute schon gestern. Hans-Jürgen Schacht, Gettorf So können Sie einen Leserbrief an die Kieler Nachrichten senden: Hinweis der Redaktion: Die hier veröffentlichten Zuschriften sind Ausdruck der persönlichen Meinung der Einsendenden und nicht der Redaktion. Auswahl und Kürzung behält sich die Redaktion vor. Sie wollen auch einen Leserbrief schreiben? Über unser Kontaktformular auf KN-online können Sie uns Ihre Meinung zu einem Artikel in der Zeitung und auf KN-online mitteilen.