Kiels Probleme beim Bau an der Wasserkante

Wo eine Reling steht, gehört auch ein Rettungsring hin. Als jetzt das schöne neue Südbecken des Holsten-Fleets geflutet wurde und die ersten Passanten dort ins Wasser hüpften, fiel auf, dass an Rettungsringe niemand so recht gedacht hatte. Nach einem Tag stand dann ein provisorischer Baumarkt-Holzständer mit einem Rettungsring am Südbecken des Holsten-Fleets. Mit maritimer Kultur und Tradition tut sich die Stadt schwer: Mit maritimer Kultur und Tradition tut sich die Stadt Kiel seit Langem schwer. Das war schon so, als bei der Neugestaltung des Bootshafens 2003 sogar ein Leuchtturm als störendes Element betrachtet und nach Friedrichsort umgesiedelt wurde. Der scheue Umgang mit der Wasserkante und den maritimen Dingen hat in der Kieler Stadtplanung Tradition. Wann immer etwas am Wasser geplant wird, gibt es Probleme. Kieler kennen die Förde nur zu oft durch die Maschen eines Bauzauns. Kiellinie ist seit fünf Jahren vergittert: Nächste Woche jährt sich die Vergitterung der Kiellinie zum fünften Mal. 2022 soll eventuell die Sanierung der Spundwand in diesem Teilbereich abgeschlossen sein. Ja, richtig, es geht nur um eine Spundwand. Der nächste Jahrestag steht im Oktober an. Dann jährt sich der Schaden am Fähranleger Bellevue. Seit Oktober ist der Dalben des Anlegers abgeknickt. In der Zeit, in der anderswo neue Fördefähren gebaut sind, konnte bislang nicht einmal dieses simple Stahlrohr erneuert werden. Nicht mal ein Dalben kann schnell gewechselt werden: Auf Nachfrage bei einschlägigen Wasserbaufirmen wird die Vermutung bestätigt: Zwei bis drei Tage dauert so ein Ersatz am Nord-Ostsee-Kanal oder im Hamburger Hafen. Klar, Dalben sind in der Schifffahrt Verbrauchsmaterial. Bei der Stadtverwaltung verweist man dagegen seit Monaten auf Untersuchungen, Befundungen, Kampfmittelsondierungen und nun Beschaffungsprobleme als Grund für den ausgebliebenen Austausch dieses Dalbens. Deshalb machen die Fördeschiffe auch weiter einen Bogen um Bellevue. Schnell geht es nur mit Verboten und neuen Zäunen: Die Hörnbrücke reiht sich inzwischen auch ein in die Liste der maritimen Sorgenkinder Kiels. Die Reparatur des von der Rolle gesprungenen Seilzugs zieht sich seit Juni hin. Ganz schnell geht es nur bei einer Sache: Das Verhängen von Verboten, Sperrungen von Bauwerken, das schnelle Aufstellen neuer Zäune – all das funktioniert in Kiel im Rekordtempo. Weitere Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier.