Mit dem einsetzenden Frost ergriff mancher die vermeintlich günstige Gelegenheit und versprühte Gülle, was das Zeug hielt. 150 Hinweise gingen in Folge bei den hiesigen Behörden ein. Dann aber wurden gerade einmal 20 Verfahren eingeleitet, und am Ende folgte nur in drei Fällen ein ordnungsrechtliches Verfahren. Angesichts der insgesamt 6000 landwirtschaftlichen Betriebe, die im Norden Vieh halten, ist diese Zahl verschwindend gering. Wenn Landwirtschaftsminister Robert Habeck gestern darauf hinwies, dass Landwirte an vielen Stellen korrekt handeln, kann das nicht genug betont werden. Das Hauptdilemma aber bleibt. Seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland hat sich die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Norden um mehr als 41000 verringert. Die übrig gebliebenen 12000 Höfe sind gezwungen, so ökonomisch wie möglich zu arbeiten: Es geht um maximale Erträge mit minimalem Flächeneinsatz. Digitale Steuerungstechnik hilft den Bauern dabei. Doch der biologische Faktor bleibt: Wohin mit der Gülle, zumal klar ist, dass die Nitrateinträge für unser Grundwasser schon jetzt gefährlich hoch sind? Die Antwort darauf bleibt uns die Politik bisher schuldig.