Orientierungslos nach den schweren Fehlern der Führung, tief gespalten in GroKo-Gegner und -Befürworter, entsetzt vom stillosen Gegeneinander der Obergenossen, verwirrt durch die Kandidatur einer bundesweit unbekannten Oberbürgermeisterin, gedemütigt durch das jüngste Umfrageergebnis: 16 Prozent, das ist niederschmetternd – noch eine falsche Bewegung, und die Partei von Willy Brandt, Helmut Schmidt und Gerhard Schröder rutscht hinter die AfD.
In dieser Lage hilft nur noch reden, reden, reden, und zwar miteinander. Was im Privaten gilt, ist auch in der Politik richtig: Insofern sind die Regionalkonferenzen im Umfeld des Mitgliederentscheids eine sinnvolle Therapie für den Patienten SPD. Die Lautsprecher in der Führung um Andrea Nahles und Ralf Stegner tun gut daran, mal ganz leise zu sein und demütig zuzuhören, was ihnen die verletzte Mitgliederseele zu sagen hat.
Wie übel es um die SPD steht, zeigte der Kieler Juso, der sich am Sonntag nach „konstruktiver Selbstzerstörung“ sehnte. Alles in Trümmer zu legen, um ganz neu aufzubauen – das aber kann keine ernsthafte Option für die Sozialdemokratie sein, die kurz davor steht, erneut Regierungsverantwortung zu übernehmen. So viel Selbstbewusstsein sollte die SPD noch haben, um zu erkennen, dass man in den Koalitionsverhandlungen weit mehr erreicht hat, als von einer derart zerzausten Partei erwartet werden konnte.