Wie groß der Frust bei den Sozialdemokraten ist, zeigt eine Spekulation einiger Kämpfer-Fans. Demnach hat der Hauptstadt-Sozi der Landespolitik nur vorerst abgeschworen, um im Kieler OB-Wahlkampf den Rücken frei zu haben. Mehr als ein rotes Prinzip Hoffnung ist das allerdings nicht.
Real sind andere Probleme der Nord-SPD. Ihre neue Vorsitzende Serpil Midyatli, die derzeit wahrscheinlichste Spitzenkandidatin, pflegt bisher einen strammen Linkskurs, der Wähler in der politischen Mitte abschrecken dürfte. Sie steht zudem im großen Schatten ihres politischen Ziehvaters Ralf Stegner. Solange er als Landtagsfraktionschef die Strippen zieht, kommen die Genossen nicht glaubhaft in neue Puschen.
In der Defensive ist die SPD zudem, weil CDU-Ministerpräsident Daniel Günther bislang wenig anbrennen lässt. Als ob das alles noch nicht reicht, leiden die Genossen im Norden auch noch unter dem Negativtrend der Bundes-SPD. Sie liegt in allen Umfragen unter 20 Prozent und fast immer hinter den Grünen. Um so gespannter schaut man im Landeshaus auf die Europawahl am 26. Mai. Sollten die Grünen in Schleswig-Holstein die SPD deutlich überflügeln, werden die Polit-Karten neu gemischt. Die Frage ist dann nicht mehr, wen die SPD nominiert, sondern welcher Grüne Günther herausfordert.
Von Ulf B. Christen