Das rechtfertigt zwar nicht ansatzweise das illegale Vorgehen der Demonstranten, die für die vermeintlich gute Sache ihr eigenes Leben und auch das der zunächst völlig überforderten Sicherheitskräfte riskiert haben. Aber es lenkt trotzdem den Blick auf ein Geschäft, dessen ökologischer Preis zu lange ignoriert worden ist. Diesen Erfolg muss niemand den Blockierern gönnen. Eingetreten ist er trotzdem.
Die Verantwortlichen im Seehafen und in der Kreuzfahrtindustrie haben glücklicherweise schon vor diesem denkwürdigen Pfingstsonntag begriffen, dass es ein „Weiter so“ nicht geben kann. Das bestehende Kieler Blue-Port-Konzept, das Umwelt und Ökonomie versöhnen soll, ist ein Beleg dafür. Aber es reicht eben noch nicht aus, wie die Probleme mit der neuen Landstromanlage und die zu hohen Schadstoffwerte in der Schifffahrt belegen.
Reedereien müssen aufs Tempo drücken
Massentourismus auf den Meeren wird wie im Flugverkehr nur dann auf Dauer funktionieren können und breite gesellschaftliche Akzeptanz behalten, wenn die Folgen für die Umwelt in den Griff bekommen werden. Was bei der Energie- und der Verkehrswende gilt, trifft auch auf die Kreuzfahrer zu, auf die Kiel gerne auf Dauer stolz sein möchte: Es ist zu wenig, in die richtige Richtung zu steuern. Das Tempo muss auch stimmen. Nicht bei allen großen Reedereien ist das schon der Fall.