Landtagswahl: Warum Schleswig-Holstein die AfD abgewählt hat

Der notorisch glückliche Norden hat es als erstes Bundesland geschafft: Die AfD sitzt fortan nicht mehr im Landtag. Ist es das Verdienst der Jamaika-Koalition, die so viele Bürgerinnen und Bürger hinter sich versammeln konnte, dass für den rechten Rand gerade mal 4,4 Prozent blieben? Ist es gar die integrative Wirkung des Ministerpräsidenten Daniel Günther, dessen Wahlsieg gefeiert wird, als sei seine Heiligsprechung der einzig folgerichtige nächste Schritt? Es ist mehr als das. Seit Beginn der Pandemie hat die AfD in Schleswig-Holstein die Spaltung der Gesellschaft beschworen und dafür die Landesregierung unter Günther verantwortlich gemacht. Dabei haben Jörg Nobis und seine Mitstreiter eins übersehen: Ja, die Corona-Maßnahmen und die Impfdebatte haben auch hierzulande Fronten geschaffen – aber die Menschen zwischen den Meeren sind dadurch nicht in zwei gleich große Gruppen zerfallen. Lesen Sie auch Landtagswahl Schleswig-Holstein: AfD scheitert an Fünf-Prozent-Hürde Liveblog mit Ergebnissen zur Landtagswahl: CDU-Wahlsieg auch Rückenwind für NRW? Landtagswahl-Gewinner: Neue Abgeordnete im Landtag von Schleswig-Holstein Abspaltung statt Spaltung: Die AfD hat sich zur Landtagswahl verrechnet: Es gab die eine Gruppe, die zu „Spaziergängen“ einlud, laut auf jedwede „wissenschaftlich nicht belegte“ Pandemie-Maßnahme schimpfte und pauschal alles der Landesregierung anlastete, auch wenn die oft nur Bundesrecht umsetzte. Und es gab die andere Gruppe, die zuweilen zähneknirschend, meist aber bereitwillig die Einschränkungen ertrug, weil sie eingesehen hatte, dass es vorübergehend nicht anders funktioniert. Diese Gruppe war und ist die weitaus größere. Es handelt sich also genau genommen nicht um eine Spaltung, sondern um eine kleine Abspaltung. Genau das spiegelt das Wahlergebnis wider: Die große Mehrheit akzeptiert mit norddeutscher Gelassenheit pandemische Auflagen und andere Notwendigkeiten, sie bestätigt den Kurs der Koalition mit ihrer Stimme. Ein klarer Auftrag für eine künftige Regierung. Und ein klares Ade an die AfD.