Leitartikel von C. Longardt: Corona als Brückenbauer

Solidarität, der Begriff ist in den vergangenen Jahrzehnten aus der Mode gekommen. Wenn er fiel, dachten viele an rote Fahnen, Gewerkschaftsappelle zum 1. Mai, Ortsvereinssitzungen der SPD oder Sahra Wagenknecht, vielleicht noch an die Kirchen und die Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten. In der Not verändert sich alles: Corona hat alles verändert. Heute fordern neoliberale Wirtschaftsminister solidarisches Verhalten, beschwören Industrie-Bosse Zusammenhalt und üben Fußball-Profis Verzicht. In der Not besinnen sich die Menschen auf die Kraft der Gemeinschaft, auf gegenseitiges Unterstützen, auf Hilfe für den Nächsten. Das ist die tröstende Nachricht in einer Krise, die alles infrage stellt, was eben noch gesichert schien. Auch hässliche Seiten: Gewiss, es gibt auch die andere, die hässliche Seite: Leute, die Toilettenpapier und Nudeln hamstern, Masken und Desinfektionsmittel klauen, die Touristen in Küstenorten anpöbeln, weiter in die Gegend husten und im Supermarkt die Ellenbogen ausfahren. Die in schlechten Zeiten ihre schlechtesten Charakterzüge offenbaren. Aber es ist schön zu sehen, dass sich diese Menschen zunehmend selbst ins Abseits stellen. Die Gesellschaft rückt zusammen: Insgesamt darf man wohl festhalten: Das Coronavirus hat die Gesellschaft zusammenrücken lassen. Und es hat Brücken gebaut, die vorher nicht getragen hätten. Ganz selbstverständlich sitzt der Oppositionsführer jetzt mit im Jamaika-Kabinett, im hygienisch korrekten Abstand. Geschäftsführer und Betriebsräte treffen sich gemeinsam im täglichen Krisenstab und vereinbaren ohne die üblichen Rituale einschneidende Maßnahmen zum Wohle der Firma – zum Wohle aller. Das große Ganze statt des kleinen Karos: Solidarität ist in diesen Tagen in aller Munde. Solidarisch kümmern sich Junge um Alte, Gesunde um Kranke, Starke um Schwache, Große um Kleine. Angesichts der Bedrohung sehen die Menschen das Gemeinsame anstelle des Trennenden. Das große Ganze statt des kleinen Karos. Man teilt Ängste, wünscht sich Gutes – und man zeigt sich dankbar. Wir starten das Projekt #SHbleibtstark: Auch wir als Medienhaus sehen uns in der Verantwortung, unseren Teil zur Bewältigung der Krise beizutragen. „Wir verbinden die Region“, getreu dem Leitmotiv unseres Unternehmens starten wir das Projekt #SHbleibtstark. Der Name drückt aus, woran wir glauben: Unser Land ist stark genug, das alles zu überstehen. Auf KN-online werden wir an einer Stelle alles bündeln, was es in unserer Region an Hilfen, Netzwerken und Initiativen gibt und was noch hinzukommt. In der Zeitung gibt es täglich eine Aktionsseite. Gemeinsam für den Neuanfang: Die Krise ist noch lange nicht ausgestanden, man muss vielmehr befürchten, dass das Schlimmste erst noch kommt. Umso wichtiger ist es, dass Menschen sich gegenseitig stärken, sich vernetzen und stützen. Sich wappnen für noch härtere Zeiten, so wie es die Kliniken tun, die Intensiv-Betten und Personal aufbauen. Und gleichzeitig aus dem Zusammenrücken Mut und Kraft für den Neuanfang schöpfen. Hier finden Sie Hilfe und Unterstützung in der Corona-Krise. So können Sie anderen in der Corona-Krise helfen. Hier finden Unternehmen, Selbstständige und Arbeitnehmer Hilfe. Die Themenseite zu #SHbleibtstark finden Sie hier.

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