Die Rede, die der Parteigrande in Norderstedt hielt, war alles andere als ein Abschied, sondern sollte jedem zeigen: Diese Zitrone hat noch viel Saft!
Es ist eben nur ein kleiner Wechsel, den Schleswig-Holsteins SPD vollzogen hat. Zumal Stegner am Morgen noch einmal das Revier abgesteckt hatte. Sein Zugeständnis an die Partei, die nach zwölf Jahren einen Aufbruch herbeigesehnt hatte, betrifft allenfalls den Landesvorsitz. Die Fraktion dagegen dürfte er nicht kampflos hergeben, den Posten als Bundesvize ebenso wenig.
Midyatli wurde von der Basis stürmisch gefeiert. Das ist absolut nachvollziehbar. Wo aber will sie öffentlichkeitswirksame Akzente setzen, wenn sie sich aus dem Fraktionsvorstand zurückzieht? Politisch lag sie mit ihrem Ziehvater Stegner bisher ohnehin auf einer Linie. Einen wirklichen Wechsel wird es erst dann geben, wenn die SPD einen Spitzenkandidaten zur nächsten Landtagswahl nominiert. Dass es Midyatli wird, dürfte kein Selbstläufer sein.
Es war EU-Spitzenkandidatin Katarina Barley, die ihre Genossen mahnte, dass es bei den kommenden Wahlen mehr denn je darauf ankommen werde, den Menschen die richtigen Geschichten zu erzählen. Man könnte das auch so formulieren: Was nützt der brillanteste Kopf, wenn er die Herzen der Menschen nicht erreicht? Die Nord-SPD hat aus dieser Erkenntnis die Konsequenz gezogen. Wenn auch nur eine erste.
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