Der erste Eindruck
Es dauerte ein paar Songlängen, bis sich Tokio Hotel ihren Fans annäherten. Zum Opener „When It Rains It Pours" standen Sänger Bill Kaulitz, Gitarrist Tom Kaulitz und Bassist Georg Listing auf erhöhten Podesten im hinteren Bühnenbereich, während Schlagzeuger Gustav Schäfer sich am Bühnenrand etwas verloren vorgekommen sein musste.
Die Musik
Tokio Hotel spielten vor allem Songs der jüngeren Vergangenheit. "Girl Got A Gun" und "The Heart Get No Sleep" waren aber leider Lieder, die belanglos wirkten. Die Sorte Künstler, denen eine wichtige Botschaft unter den Nägeln brennt, waren Tokio Hotel ohnehin noch nie. Zwischen gewöhnlicher Rockmusik und Synthpop changierende Nummern wie „Boy Don’t Cry“ oder „Melancholic Paradise“ konnten ebenso wenig Überraschungsakzente setzen. Den Euphorieschalter legte letztendlich ihr größter Hit vollends um: „Durch den Monsun“, der allerdings schon zum Zugabenblock gehörte.
Das Publikum…
… applaudierte zumeist höflich. Die Fans von damals, vorwiegend jung und weiblich, sind mit ihnen älter geworden und so ist das Durchschnittsalter auf dem bestens gefüllten Platz vor der Hörnbühne seit den „Bravo“-Dauerthemazeiten doch deutlich gestiegen. Dennoch, in den vorderen Reihen reckten sich die Hände in die Höhe, als wollten sie nach der Band greifen, weiter hinten wurden vereinzelt die Handys gezückt.
Was in Erinnerung bleibt…
…ist, dass es kaum Höhepunkte gab. Vielmehr präsentierten sich Tokio Hotel mehr als eine routiniert abliefernde Live-Kapelle und nicht als junge, aufregende Band, die sie einst mal waren. Nach rund einer Stunde vergnügte sich Tom in Abwesenheit seiner Bandkollegen mit der Loop-Station, stapelte ein paar Sounds übereinander und zeigte anschließend noch, dass er ganz ordentlich Schlagzeug spielen kann. Ganz nett, mehr nicht.
Fazit
Da wäre mehr drin gewesen. Selbst der für die verbale als auch optische Unterhaltung zuständige Bill ließ lediglich ein paar Standard-Anstandssätze vom Stapel: „Wir haben uns schon lange darauf gefreut hier zu sein.“ Artig bedankte er sich für das zahlreiche Erscheinen und erkannte in der ersten Reihe sogar „die Hamburger“, die wohl zur eisernen Fanbasis zählten. Für den einen oder anderen Kreischanfall reichte es für Tokio Hotel eben allemal noch.