Christian Kuhnt bleibt SHMF-Intendant bis 2027

Kuhnts 2016 schon einmal gestreckter Vertrag lief bislang bis 2022, der Stiftungsrat des Schleswig-Holstein Musik Festivals hat ihn nun "vorzeitig" um fünf Jahre verlängert. Klar, große Namen, gute Auslastungszahlen ... und gerade, was er im vergangenen Sommer allen pandemischen Widrigkeiten zum Trotz an musikalischen Möglichkeiten ausgeschöpft hat, hat nicht nur die Gremien nachhaltig beeindruckt – von mobilen Konzerten auf Lkw-Ladeflächen und Trecker-Anhängern bis hin zu musikalischen Hausbesuchen und großen Open-Air-Konzerten an ungewohnten Orten. Open-Air-Konzerte werden nun „lustvoll statt angstgeprägt“ geplant: Man traut ihm zu, dass sein Elan auch unter durch Corona längerfristig veränderten Vorzeichen nicht nachlässt. Routine ist sein Ding nicht: Dass sich beim SHMF 2021 und darüber hinaus einiges wandeln wird, daran lässt der Intendant keinen Zweifel. Kleinere Formate nennt er, neue digitale Angebote ( www.shmf.de ) und auch fundamentale Veränderungen im Kartenvertrieb. Und ganz greifbar: der Anteil an Open-Air-Konzerten. Bisher, räumt Kuhnt offen ein, war er da sehr skeptisch. Aber nach den (zwangsläufigen) Erfahrungen des vergangenen Sommers sehe er „das Land aus einer ganz anderen Perspektive“. Jetzt und künftig würden Open-Air-Konzerte „lustvoll statt angstgeprägt“ geplant. Nicht nur maximal fünf Prozent, wie bis 2019 üblich, sondern rund zwei Drittel aller Veranstaltungen seien 2021 unter freiem Himmel angesetzt, und da habe man viele „zauberhafte“ neue Orte im Blick. Lesen Sie auch: Kommentar – Vom Reiz des Möglichen Verlässlichkeit wichtiger als Spontanität: War man in der coronageprägten Saison 2020 zu Spontanität und Improvisation gezwungen (und hat gezeigt, dass man auch diese Klaviatur beherrscht), sei für alle Seiten dennoch Planungssicherheit und Verlässlichkeit erstrebenswert, worauf man bei Bedarf mit weniger spontaner als „professioneller Improvisation“ aufbauen könne. Alles andere raube „unfassbar viel Kraft“ und gefährde letztlich Kreativität und dramaturgische Fäden, sagt der Intendant und verweist dabei auf die aktuellen Gespräche mit dem Porträtkünstler 2022 über ganz individuelle wie vielfältige Projekte. Seit Oktober 2013 viele prägende Akzente für das SHMF: Der Porträtkünstler, der Schwerpunkt-Komponist sind prägende Akzente, die Kuhnt setzte, nachdem er im Oktober 2013 als vierter Intendant des SHMF nach Justus Frantz (1986-1994), Franz Willnauer (1995-1998) und Rolf Beck (1999-2013, bis 2002 neben dem Künstlerischen Leiter Christoph Eschenbach) antrat. Er etablierte einen Festivalchor aus norddeutschen Laiensängern, entwickelte mit seinem „fantastischen“ Team themenbezogene „Big“-Wochenenden auf dem Büdelsdorfer Nordart-Gelände, Wandelkonzerte auf Schloss Gottorf, Strandkorbkonzerte in Weißenhaus, das kleinteilige Lübeck-Musikfest mit Stargeiger Daniel Hope oder auch die urbane „Moondog“-Reihe. Für neue Vermittlungsformen stehen etwa „Zoom“-Konzerte, bei denen Musiker mitten im Publikum Platz nehmen, Backstage-Veranstaltungen oder Jugend-Workshops mit hochkarätigen Musikern. Kuhnt: "Die Entdeckungsreise ist noch lange nicht zu Ende": Ministerpräsident Daniel Günther lobte zur Vertragsverlängerung, Christian Kuhnt „hat das SHMF mit seinen Ideen, seiner Kreativität und seinem musikalischen Gespür noch weiter wachsen lassen. Er steckt wirklich jeden im Land mit seiner Begeisterungsfähigkeit für Musik und für das SHMF an“. Und der 53-jährige Musikwissenschaftler freut sich, dass „die Entdeckungsreise durch dieses besonders schöne Bundesland mit seinen faszinierenden Menschen“ für ihn als Intendant „noch lange nicht zu Ende ist.“ Lesen Sie auch: "2021 sind wir wieder voll da" Krusenkoppel als sommerliche Konzertsaal-Alternative: Am 25. Februar wird er (virtuell) präsentieren, was man für den kommenden Sommer – „optimistisch, aber nicht blauäugig“ – geplant hat. Kein Zweifel, Corona wird ihn fordern, aber nicht ausbremsen. Und so kann er in Kiel auch schon mal das Krusenkoppel-Amphitheater als frische Alternative zum von ihm sehr geschätzten Konzertsaal im Kieler Schloss einführen, für dessen Sanierung Kuhnt sich über sein großes Netzwerk jahrelang engagiert hat.