Corona: Für SHMF-Intendant Christian Kuhnt ist eine Absage noch kein Thema

So begegnet Kuhnt, wie alle Festivalmitarbeiter unbeschadet aus dem Home-Office, schon fast gebetsmühlenartig allen Fragen nach möglichen Szenarien: Nein, einen Plan B gebe es nicht. Nein, eine Deadline für eine Entscheidung habe man sich nicht gesetzt, die Gefährdungslage setzte die Rahmenbedingungen. Nein, Absagen von Künstlern habe er noch nicht erhalten. Nein, über mögliche wirtschaftliche Schäden werde er auch nicht spekulieren... Am 4. Juli 2020 soll das SHMF beginnen: Das SHMF soll am 4. Juli beginnen, zwei Wochen nach der Jazz Baltica, die vom 18. bis 21. Juni zu Zeiten der bereits verschobenen Kieler Woche angesetzt ist. Natürlich, sagt Kuhnt, sei man nicht blauäugig: „Vor zwei Wochen hatte ich ausgeschlossen, was heute Realität ist“. Dabei sei „unser Vorteil, dass wir die Künstler relativ kurzfristig anreisen lassen. Die kommen nach ihren Proben für kurze Zeit her“, während bei anderen, auch schon abgesagten Festivals, wie etwa der Nordart, längerfristige Vorarbeiten vor Ort notwendig seien. und man deshalb perspektivisch absagen musste: „Wir produzieren ja nicht selbst“. Nach anfangs "enormen" Umsätzen nun Stillstand im Kartenverkauf: Noch also kommt man, so sehr man sich nach Klarheit sehnt, mit der Unsicherheit zurecht. Auch damit, dass nach „enormen Umsätzen“ in den ersten beiden Wochen nach der Programmvorstellung Ende Februar der Vorverkauf angesichts der aktuellen Einschränkungen mittlerweile „einigermaßen zum Erliegen gekommen“ sei. Und das, obwohl es für den SHMF-Kunden kein finanzielles Risiko gebe: Unstrittig ist, dass die Ticketpreise erstattet werden, wenn die Konzerte ausfallen müssen. Aber man habe derzeit nachvollziehbar andere Sorgen: „Jetzt beobachten alle die Entwicklung“. Eine Entwicklung, die auch geprägt ist von dramatischen Einbrüchen für die freie Künstlerszene. Kuhnt: „Wir müssen alles tun, um hier zu helfen“. Probenwochenende des Festivalchores musste abgesagt werden: Für den Festivalchor mit Laiensängern aus dem ganzen Land musste im März bereits ein Probenwochenende abgesagt werden, aber „das ist kompensierbar“, sagt Kuhnt. In den Reihen des international auserwählten Festivalorchesters herrsche weitgehend Optimismus. Er weiß wohl: Reisebeschränkungen wie zur Zeit könnten das Projekt zunichte machen. Aufschieben ist keine echte Option: Vorerst will Kuhnt sich nicht auf Diskussionen einlassen, ob man das Festival womöglich verkürzen oder aufschieben könnte. Wobei ein Aufschieben wegen anderer Verpflichtungen der Künstler und der ja nicht freien Verfügbarkeit vieler Spielstätten wenig realistisch scheint. Und wenn man aus Sorge um die Gesundheit der Besucher im Sommer absagen müsse, wolle das SHMF in seinen sommerlich ausgerichteten Strukturen sicher auch keine „Erkältungswelle“ im Winter auslösen... Stand heute klingt das alles eher nach Ganz oder gar nicht. Carl Nielsen ist schon online: Und alles Verschieben auf 2021? Kein Modell. Für das kommende Jahr plane man schon lange mit einem anderen Porträtkünstler und einem neuen Schwerpunktkomponisten: Für den Harfenisten Xavier de Maistre gäbe es also nur 2020 den großen Auftritt, und für den Komponisten Carl Nielsen auch. Ein bisschen näher bringt ihn das Festival schon jetzt – online: Auf der SHMF-Homepage wird auf die 3. Sinfonie des Dänen verwiesen, die am 4. Juli im NDR-Eröffnungskonzert unter Alan Gilbert erklingen soll. Musik könne jetzt helfen, die Einschränkungen sozialer Kontakte zu bewältigen. Weitere Werke des Dänen werden folgen. Was aber auch nicht heiße, dass man an einem virtuellen Musikfestival plane, stellt Kuhnt klar. Genauso aber auch: „Wir werden auf keinen Fall acht Wochen lang nichts tun“. Newsletter der Kieler Nachrichten Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? 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