Corona: Kiels GMD Benjamin Reiners muss am Opernhaus vieles umplanen

Obwohl Generalmusikdirektor Benjamin Reiners jede Menge zu regeln, anzupassen und umzuplanen hat, sich Mails, Telefonate und Videokonferenzen in der Theaterleitung häufen, fühlt er sich angesichts des Corona-Stillstandes „surreal“ ausgebremst: „Ein Dirigent braucht nunmal seine Musiker und Sänger, damit etwas klingt. Ich aber bin im Moment sang- und klanglos ... Das nagt schon an einem.“ Das fühle sich ganz anders als in den Theaterferien an, während denen ja ganz klar sei, wann es wieder losgehe. Die diesbezügliche Unsicherheit sei beklemmend. Corona: GMD Reiners musiziert selber: „Ich merke, dass ich das auszugleichen versuche, indem ich mehr Klavier und Cembalo spiele als ich das je gemacht habe.“ Da komme ihm der Generalschlüssel zum Opernhaus und seinen Instrumenten zugute. Doch Reiners musiziert auch gerne im nahen Zuhause: „Das ist natürlich wunderbar, wenn ich da mit meiner Frau Musik machen kann.“ Gemeinsam mit der Sängerin Magdalene Harer will er demnächst etwas aufbieten, was den Entzug beim Publikum lindern soll ... Corona: Stargeiger Zimmermann und Beethoven retten: Reiners erwägt ansonsten, welche zwangsläufig abgesagten Konzert- und Opernprojekte man „retten“ könne, indem man sie in den kommenden Spielzeiten doch noch wiederaufleben lässt. Zum Beispiel sei ihm enorm wichtig gewesen, den Geiger Frank Peter Zimmermann gleich für die kommende Saison als Stargast zu sichern. „Zugleich hoffen wir noch auf das große Beethoven-Gedenkkonzert mit mehreren Kieler Chören im Mai." Da der 250. Geburtstag nunmal 2020 gefeiert wird, müsste man im Fall einer Verschiebung händeringend nach Möglichkeiten suchen, im Herbst zumindest Teile doch davon aufführen zu können. Corona: Schnittke-Projekt auf die Saison 2021/22 verschoben: Und am Fall des eigenen philharmonischen Solisten Hendrik Vornhusen, der eigentlich am 5. und 6. April Alfred Schnitkes Viola-Konzert hätte spielen sollen, zeige sich, dass es manchmal auch sinnvoll sei, so etwas erst in der übernächsten Saison seriös aufzugreifen: „Für einen Orchestermusiker ist es nämlich keineswegs leicht, so eine solistische Aufgabe parallel zum Dienst auf hohem Niveau vorzuhalten – und wer kann heute schon sicher sein, dass ein vielleicht heute noch möglicher Nachholtermin im Oktober auf jeden Fall funktioniert? Diese Unsicherheit kann man uns und vor allem ihm nicht zumuten.“ Corona: Musikerinnen und Musiker warten voller Energie: Da agiert der GMD im einvernehmlichen Austausch mit den Philharmonikern. „Man spürt von allen Seiten das Bedürfnis, Kontakt zu halten, auch wahnsinnige Lust und Energie. Für jeden Musiker ist es ja das Schlimmste, spielen zu wollen, aber nicht zu dürfen.“ Aber die drängendste Frage, wann es weitergehe, könne er eben auch nicht wirklich beantworten. „Wir entwickeln verschiedene Szenarien für verschiedene Zeitpunkte. Doch wann wir wirklich mit einem Kollektiv in einem Raum agieren dürfen, steht noch in den Sternen.“ Corona: Versammlungsverbot verhindert nun auch CD-Projekt: Das verhindert zur Zeit auch die Umsetzung der Idee, vielleicht eine CD einzuspielen. „Tacet“ (er schweigt) steht in solchen Momenten in den Notenstimmen. Dennoch müssten sich alle topfit halten, Spieltechniken und Stimme geschmeidig pflegen, so der Musikalische Leiter des Opernhauses. Corona: Mozarts "Gärtnerin aus Liebe" als Gegengift: In der Oper ist Reiners gerade Mozarts liebevolle Gärtnerin durch die Corona-Schließung aus den Händen gerissen worden. Eine Herzensangelegenheit und Raritäten-Produktion, die aber auf jeden Fall noch realisiert werden soll, zumal die Werkstätten ja schon alles vorbereitet und die Sänger geprobt hatten. Benjamin Reiners: „Und wenn es dann tatsächlich irgendwann und möglichst bald wieder los geht, hoffen wir auf besonders großen Hunger-Andrang des Publikums nach schrecklich kulturloser Zeit.“ www.theater-kiel.de Mehr zur Kultur in der Region lesen Sie hier.

Coronavirus - Dirigent ohne Klangkörper