Rico Gubler, Präsident der Lübecker Musikhochschule und 2019 Schirmherr der Landesmusikrat-Aktion für das Rohrblattinstrument, war fesselnder Neue-Musik-Erkunder in der Uraufführung des orchestralen Auftragswerks "qos".
Auftragswerk von Gerald Eckert
Gerald Eckert, der renommierte Komponist mit Wohnsitz in Eckernförde, entsandte darin die jungen LJO-Instrumentalisten im arabischen Wüstensand auf Spurensuche nach dem vorchristlichen Volk der Edomiter: eine steinige oder besser: staubige Herausforderung des Siebens, Hauchens, Streichelns – oft am Rande des instrumental Möglichen und des akustisch Hörbaren. Der Dirigent Rüdiger Bohn bewies am Pult einmal mehr, wie weit er mit jungen Kräften in unerhörte Sphären vorzudringen versteht.
Sopransaxofon und Tubax: Solist Rico Gubler
Gubler hatte mit dem Sopransaxofon in lichter Höhe, Überblastechniken und Flüstereffekten sozusagen prophetisch die Richtung vorgegeben und wechselte später – keineswegs unter Aufgabe von erstaunlichen Oberton-Exkursionen – das Register: den „Tubax“-Part realisierte er auf einem Bass-Saxofon. Das Ergebnis: Eckerts Bläserkonzert entwickelte düstere emotionale Energie – sogar bedrohlich viel für manch ganz jungen Besucher in der gut besuchten Aco Thormannhalle.
Altsaxofon: Solist Ivan Tumanov
Die schleswig-holsteinischen Auswahlmusiker hatten sich zuvor sanft warmgespielt in Florent Schmitts impressionistischen Klangwolken. In dessen Légende für Alt-Saxofon und Orchester op. 66 konnte sich der tonschön spielende Solist Ivan Tumanov, Student in Rico Gublers Lübecker Hochschulklasse, von ihnen fast überall sicher getragen fühlen.
Melancholie und Tusch bei Schostakowitsch
Und das Nachwuchsorchester hatte schließlich hörbar Spaß an den frechen Pointen und Kirmeskapriolen, auch am Stau der russischen Melancholie im Marsch-Tusch und Walzertakt bei Schostakowitsch. Somit konnten Förderer wie die Sparkassen-Finanzgruppe wieder eine schöne Leistungsschau verbuchen.
Von Christian Strehk