„Der Brautvater“ von Lydia Fox: Unterhaltsamer Ethno-Zwist

Die Geschichte von „Der Brautvater“ von Lydia Fox (nddt. Arnold Preuß) ist schnell erzählt: Heinrich Förster (Jörn Arens), ein mittelständischer Wurstfabrikant, ist gelinde gesagt irritiert, als seine Tochter Klara (Nina Willmann) die freudige Botschaft überbringt, den Moslem Rashid (Taskin Tavas) heiraten zu wollen. Eine harte Nuss für den Fleischunternehmer. Als später auch noch Rashids Tante Malika (Karen Dietmair) hereinschneit, um ihren Neffen zurückholen, ist natürlich ordentlich Druck auf dem teutonischen Kessel. Die menschenfreundliche, doch stark abendländisch geprägte Intervention von Pastor Onken (Peter Maaß) helfen da zunächst auch nicht wirklich. Kulturelle Differenzen sind das dramaturgische Schmiermittel des Stücks: Der Haken des Abends liegt, man mag es kaum glauben, in der Sprache. Für eine Niederdeutsche Bühne ist sie berechtigterweise das Aushängeschild schlechthin, sinn- und formgebend. Wenn man sich nun dieses Stück auf den Spielplan hievt, um – auf gehobener Boulevard Ebene – kulturelle Vorurteile zu verhandeln, muslimische Familientraditionen zu diskutieren, oder den Sinn und Zweck etwa der Verschleierung von Frauen mit dem Niqab zum Thema zu machen. Dann bekommt man zwangsläufig ein Problem: Denn die kulturellen Differenzen und gegenseitige Vorurteile sind nun mal das dramaturgische Schmiermittel des Stücks. Sprache ist immer Identität: Und Sprache bedeutet immer und überall auf der Welt Identität. Wenn aber alle Figuren diese seit Generationen in Deutschland regional geprägte und gewachsene Sprache – man mag sie „Plattdeutsch“ nennen - reden, werden die eigentlichen Konflikte des Stoffes egalisiert. Auch wenn die traditionelle Teezubereitung in Marokko in der Inszenierung durchaus nicht zu kurz kommt. Dieses dramaturgische Dilemma ist, um es mit Fontane zu sagen, „ein weites Feld“ . Denn das Klischee des in gebrochenem Deutsch radebrechende Migranten will ja nun auch wirklich keiner sehen. Regisseur Jene Böke nimmt sein Thema ernst: Regisseur Jene Böke unterlaufen bezüglich einer „Political Correctness“ keine Fehler,. Gestützt auf ein exzellentes Ensemble nimmt er sein Thema ernst und scheint die themenbezogenen Stolperfallen zu wittern, Er verliert die Komödie nicht aus dem Blick, verführt aber nicht durch inhaltlich durchsichtige Kalauer und denunziert keine Figur. Etwas mehr Mut wäre aber vielleicht angesagt. Wenn schon, denn schon. Weitere Nachrichten aus der Welt der Kultur

„De Bruutvadder“ - Unterhaltsamer Ethno-Zwist