Vor rund 60 Zuhörern im Caspar-von-Saldern-Haus berichtete der litauische Journalist: Ein guter Grund musste her, um den Staat davon zu überzeugen, dass das Haus einen kulturellen Wert hat.
„Ich war in Ost-Berlin Dozent an der Humboldt-Universität“, berichtete der 87-Jährige. Seine Funktion an der Uni benutzte der Germanist als Türöffner, um mit der bei Zürich lebenden Katja Mann in Kontakt zu treten, schaffte es, mit Ausreisegenehmigung aus der damaligen DDR den Eisernen Vorhang zu überwinden, lernte die Familie des Nobelpreisträgers persönlich kennen, sammelte dort Material. Er kehrte in den Osten zurück und überzeugte mit dem belegbaren Argument, Thomas Mann sei gegen Hitler gewesen, in Litauen.
In kurzen Episoden erzählte Stepanauskas frei vom Inhalt seines 1987 auf deutsch erschienenen Buches Thomas Mann und Nidden. Mit privaten Fotos der Familie Mann und Tonbandmitschnitten von Gesprächen mit Katja und Elisabeth Mann, die Stepanauskas beide besser kennen gelernt hatte, machte er den Vortragsabend lebendig und großformatig: Er ließ hören, wie Katja Mann mit markanter Stimme einen Brief von Thomas Mann auf Tonband sprach. „Das ist das erste Mal, dass ich eine Tonbandaufnahme mache“, sagte sie zum Schluss in sein Mikrofon. Stepanauskas: „Daraus saugt ein Journalist Honig.“