Diskussionsrunde über eine „Landesmusikakademie“ am Nordkolleg Rendsburg

Schon seit 25 Jahren ist dem Nordkolleg Rendsburg die „Teilfunktion“ einer Landesmusikakademie zugeschrieben; seit mehr als einem Jahrzehnt wird über eine Ausweitung als Campus dort für die musikalische Bildung und professionelle Ausbildung nachgedacht; und inzwischen ist das Projekt erklärter politischer Wille der regierenden Jamaika-Koalition. Immerhin spürt man nun seit knapp einem Jahr diesbezüglich einen Ruck, denn die Riesenlücken im flächendeckenden Musikunterricht, im Angebot der Musikschul-Lehrerschaft oder in der Talentförderung traten im Land Schleswig-Holstein erschreckend deutlich zutage. Kompetenzzentrum musikalische Bildung: Rico Gubler, Präsident der Musikhochschule Lübeck, hat in seiner Institution ein 236 Seiten starkes Konzeptpapier für ein „Kompetenzzentrum musikalische Bildung“ erarbeiten lassen, das gestern Nachmittag auf Einladung von Kultusministerin Karin Prien im Klaus-Murmann-Hörsaal der Kieler Universität Gegenstand einer Erörterung von beteiligten und externen Experten war. Es geht unter Einbeziehung des Verbands der Musikschulen (VdM) und des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen (IQSH) um effektivere Talentförderung, Popularmusik-Vermittlung, um innovative digitale Formate und ein besseres schulisches Angebot von Musikunterricht. Ein Vorstand soll Entscheidungen treffen, ein Beirat Kontrolle ausüben und Impulse geben. Lob und Tipps vom Geschäftsführer des Deutschen Musikrats: Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrats, lobt die ungewöhnlich gründliche Vorarbeit und den angestrebten Schulterschluss von Haupt- und Ehrenämtlern, um die zivilgesellschaftlichen Potenziale nutzen zu können. Er regt die Einbindung der Unesco an, um über deren gelungene Definition einer kulturellen Vielfalt Ressourcen ausschöpfen zu können und Projekte mit musikpolitischer Botschaft etwa gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit möglich zu machen. Ein wesentlicher Aspekt soll außerdem der durch Corona unfreiwillig beflügelte Bereich der Digitalisierung von Kulturvermittlung werden. Startpunkt nach wie vor unklar: Wann die ebenfalls geladenen Vertreter der Legislative tatsächlich im Landtag über die Einrichtung und ihre Finanzierung abstimmen können, bleibt noch nebulös. Staatssekretär Oliver Grundei nahm als einziger die Jahreszahl 2021 in den Mund. Er hofft, da das Bundesland in Sachen Musikunterricht und -förderung vergleichsweise besonders schlecht dastehe, auf diese „historische Chance“ einer nachhaltigen Einrichtung und langfristig verbindlichen Struktur unter dem Dach des Landesmusikrates. Das bessere Salzau: Chancen am Nordkolleg: Uneins ist man sich noch über den möglichst ansprechenden Titel der Akademie. SHMF-Intendant Christian Kuhnt, der nachdrücklich zur konkreten Umsetzung drängte, erscheint es aber wichtiger, aus Rendsburg unter charismatischer Führung einen „magischen Ort“ der Musikförderung, „das neue Tanglewood“ oder zumindest ein besser mit Inhalten gefülltes Salzau zu machen.