Eindrücke von Proben von Peter Maffay und Band in der Sparkassen-Arena-Kiel

"Steppenwolf" ist einer von Peter Maffays rockigen Klassiker, der nun schon satte 41 Jahre auf dem Buckel hat. Aber vor allem in dieser lässigen, akustischen Shuffle-Version in Würde gealtert ist. Wie in gewisser Weise auch sein Schöpfer, der am Montag für gut zwei Stunden in der Sparkassen-Arena die Medien Mäuschen spielen ließ vor der Generalprobe am Abend und dem Start seiner Jubiläums-Tour am Mittwoch in Kiel. "Steppenwolf" stammt aus dem mittleren „Classics“-Block mit live nur selten oder lange nicht gespielten Songs. Ein Block, der das Publikum laut Maffay auf eine „Zeitreise“ mitnehmen soll. Ins Konzert starten wollen der Sänger und seine Band mit Stücken vom aktuellen Album "Jetzt!", der dritte und letzte Block soll ein Medley mit Gassenhauern wie "Samstag Abend in unserer Straße" oder "Nessaja" sein – „Hits, ohne die uns die Leute die Bühne einreißen würden“, meint der 70-jährige Musiker. Peter Maffay und Band sind ein eingespieltes Team: Der Drehstuhl, auf dem Maffay sitzt, ist natürlich mit Bedacht gewählt, denn so kann er sich immer mal wieder einem seiner acht Musiker zuwenden, die an den rot leuchtenden Rändern der Bühne um ihn herum platziert sind. Mehrere Durchläufe streift der Steppenwolf durch die Akustik-Version, unten neben der Bühne tänzeln sich schon mal die beiden Backgroundsänger warm. Und wieder stoppt die Band auf den Punkt. „Cool“, raunt Maffay. Kurze Anweisungen, knappe Absprachen fliegen hin und her, mehr braucht es nicht, die teils seit Jahrzehnten eingespielte Band agiert wie aus einem Guss. Es ist eine Bühne mitten in der Halle, in Form einer elektrischen Gitarre mit rot leuchtenden Rändern ... Peter Maffay: Die Situation, mitten in der Halle zu spielen, heißt im Grunde genommen, dass man die Leute gut erreichen kann. Es ist technisch, akustisch eine Herausforderung. Aber es gibt viele, die das inzwischen so praktizieren. Wir haben 1996 eine Bühne gehabt, die so ausgesehen hat. Diejenigen, die damals dabei waren, die fanden das ganz witzig, das haben wir ja auch an unseren Aufzeichnungen gesehen. Und diejenigen, die das noch nicht kennen, die finden das vielleicht auch ganz gut. Diese Form, der Gitarrensteg, führt uns leicht auf die und wieder weg von der Bühne. Wir müssen ein bisschen Sport machen, aber das ist gut. Im ersten Konzertblock sind Songs vom neuen Album „Jetzt!“ zu hören, im dritten und letzten ein Medley aus alten Hits wie „Eiszeit“ und „Samstagabend in unserer Straße.“ Im Block dazwischen spielen Sie Lieder, die Sie lange nicht gespielt haben oder nicht oft spielen – dass große Hits wie „Steppenwolf“ oder „Tiefer“ dazu zählen, überrascht ein wenig ... Ja, es sind Songs, die wir in all den Jahren immer zugunsten von anderen, aktuellen Sachen oder auch von den Gassenhauern, die man einfach spielen sollte, wenn man das Publikum nicht völlig ignorieren will, geopfert haben. Ich habe früher eine Zeitlang gewisse Sachen nicht mehr gespielt, wo ich gesagt habe, ich will davon Abstand nehmen. Inzwischen spielen wir „Du“ und machen uns einen Spaß draus. Das ist auch nur mein halbes Lied und dann ist es vorbei. Aber die Leute haben Spaß, das sieht man an den Reaktionen, und dann macht man das gerne. Aber es gibt eine ganze Reihe von anderen Songs, die schön sind, und die wir nicht lange nicht mehr gespielt haben. Bei "Tiefer" tänzelt Peter Maffy über die Bühne: Auch die Ballade "Tiefer" steckt im mittleren Block mit den länger liegengebliebenen Klassikern. Das Backgroundsänger-Paar stößt hinzu, Maffay wandert über die Bühne, rauer Schmelz in der Stimme, mitunter tänzelnd, eng begleitet von Fotografen und Kamerateams. Das „Baby“ am Schluss singt er noch mal besonders sämig. Doch Schlagzeuger Bertram Engel ist mit einer exponierten Passage, die in dieser aktuellen Live-Version im Arrangement nach Toto oder Chicago klingt, nicht ganz zufrieden. „Das Tiefer ist da ganz weit hinten – bamm, bamm“, erklärt Engel irgendwem in der Band, „du hast es zu weit vorne gespielt.“ Neuer Durchlauf. Umbau für zwei Songs vom neuen Album: Dann bauen sie um. Ein deutlich größeres Drumset mit roten Fellen wird auf die Stelle des Schalllochs geschoben. Maffay platziert sich am Ende des Korpus kurz vorm Beginn des Griffbretts, die übrigen Musiker besetzen die Ränder. Es wird lauter. Lesen Sie auch: Zehn Top-Konzerte beim SHMF 2020 Für immer jung vom neuen Album "Jetzt!" ist dran. Dieses nostalgische Liebeslied, an dem unter anderen Johannes Oerding mitgeschrieben hat und das Maffay-Songs wie "Eiszeit", "Sonne in der Nacht" oder auch die sieben Brücken streift. Ein hymnisches Stück, die beiden Background-Sänger und Perkussionistin Charlotte „Charly“ Klauser tun so, als würden sie auf den leeren Rängen und im Parkett ein Publikum zum Mitklatschen animieren. „Cool“, knarzt Maffay schon nach dem ersten Durchgang. Drahtig und geschmeidig über die Bühne der Sparkassen-Arena: Noch lauter wird’s dann mit dem Titelsong des frischen Albums. Für "Jetzt!" steigt die Band über die Seitentreppen auf die Bühne, die roten Lichtleisten rund um die Bühne blinken im wummernden 4/4-Takt. Maffay tigert über die Bühne, läuft die Musikerpositionen ab, steigt auf das Schlagzeugpodest, rockt dort mit Engel, steigt wieder runter. Ist ja nichts Neues, dass der Mann für seine 70 Lenze enorm fit wirkt. Aber immer wieder beeindruckend, wie drahtig und geschmeidig das aussieht, auch hier während der Proben. Andere gingen in die Muckibude, er und seine Musiker hingen sich die Gitarren um, sagt Peter Maffay. Für immer jung wohl dann doch nicht, aber vielleicht schon noch ’ne ganze Zeit. Weitere Nachrichten aus der Kultur lesen Sie hier.

Tourstart am Mittwoch - Peter Maffay: So waren die Proben in Kiel