Die Figuren von Stefan Oppermann haben es nicht leicht. Sie mühen sich ab im Kampf mit rätselhaften Maschinen und Apparaturen, von denen sie vielleicht loskommen wollen - vielleicht aber auch nicht. „Wer hat es schon leicht?“, sinniert der Hamburger schmunzelnd, der seine Zeichnungen unter dem Titel
Epileptische Einfälle jetzt bei Umtrieb zeigt.
Oppermann liebt das Groteske. Sein künstlerischer Kosmos kreist um das Thema „Mensch und Gerät“, wobei nicht klar ist, ob der Mensch das Gerät beherrscht oder umgekehrt. „So kommen die absurden Konstellationen zustande, die manchmal auch ins Surreale driften.“ Seine kahlköpfigen Figuren haben identische Gesichter und halten während ihres merkwürdigen Treibens die Augen geschlossen. Oppermann versteht sie als „Crashtest-Dummys“, Symbole für den Begriff „Mensch“, mit denen er seine Versuchsreihen anstellt. „Porträts würden von der Idee ablenken“, sagt er. Und das wäre schade. Denn nicht auf das Individuum kommt es ihm an, sondern darauf, wie etwa ein Kerl in einem transparenten Kasten versucht, einen übergroßen Ballon durch eine Lochleiste zu drücken. Woanders wirft ein Bassin, in dem beinahe so viele Köpfe wie Kugeln schwimmen, die Frage auf: Wie kommt man da hinein? Und wie wieder heraus? Und die Pritsche mit den seltsam spitzigen Auswüchsen, auf der die Figur wie ein Fakir aussieht, könnte ganz weich sein.
Gern würde Stefan Oppermann die Objekte, die er seinen Figuren zugesellt, ins Dreidimensionale übersetzen. „Leider bin ich kein Bildhauer“, bedauert der 45-Jährige. „Doch der Betrachter soll sich vorstellen können, dass es diese Objekte wirklich gibt.“ So skurril das Sujet seiner Zeichnungen, die er seit 2000 unter dem Titel
Erfindungen für eine bessere Welt ständig weiterentwickelt, so sorgfältig ist ihre Ausführung. Kugelschreiber, Fett- oder Tintenstift sind das Handwerkszeug des ausgebildeten Illustrators, der in Hamburg studierte und als Dozent unterrichtet. Unzählige feine Striche und Schraffuren sind notwendig, bis die Zeichnungen fertig sind, die unter anderem durch ihre verblüffende Plastizität bestechen. Für seine großen Formate bevorzugt Stefan Oppermann die Sachlichkeit des Kugelschreibers, denn als „sachlich“ schätzt er auch seine Arbeiten ein: „Sie bieten einen großen Freiraum für Interpretationen. Die Emotionen bringt erst der Betrachter hinein, der mal erschrocken, mal befremdet, mal belustigt reagiert.“
sth