Flensburgs neuer GMD Kimbo Ishii mit erstem Sinfoniekonzert in Schleswig

Lauter spannende neue sinfonische Impulse: In Schleswig-Holstein beginnen dieser Tage gleich an allen drei Theatern frisch eingesetzte Generalmusikdirektoren ihre Arbeit. Während in Kiel Benjamin Reiners am 15. September 2019 sein Antrittskonzert bestreitet, nachdem er schon mit der Sommeroper Aida dirigentische Erfolge feiert, steigt Stefan Vladar in Lübeck am 8. und 9. September mit Mahlers Auferstehungssymphonie ein. Ishii: von Magdeburg nach Flensburg: Der nach neun GMD-Jahren aus Magdeburg ans Landestheater gewechselte Taiwanese Kimbo Ishii hat jetzt eindrucksvoll vorgelegt. Sein Programm mit den SH-Sinfonikern hat viel mit seiner Biografie zu tun. Denn der 52-jährige Ishii stammt aus dem Fernen Osten, hat aber in den Vereinigten Staaten von Amerika Violine (bei der großen Lehrerin Dorothy DeLay) und Orchesterleitung studiert und dort auch als Dirigent gewirkt. Und so amüsiert er das Publikum mit einer japanischen Rhapsodie für Orchester von Yuzo Toyama, die reizvoll mit Percussion-Effekten und folkloristischem Kolorit aus Richtung Sonnenaufgang spielt. Qualitäten im Leisen: Schon da fällt im impressionistischen Mittelteil positiv auf, dass sich die Landestheater-Musiker willig auf die immer besonders anstrengende Aufgabe einlassen, wirklich zart und leise zu spielen. Wenn Ishii dann in die Neue Welt im Westen wechselt, wo Tschaikowskys Erstes Klavierkonzert und Antonin Dvoráks Neunte Symphonie uraufgeführt wurden, kehrt diese Qualität wieder. Während in der reichlich unsinnlichen Akustik der Møller Skolen Schleswig das Tschaikowsky-Forte noch etwas pauschal lärmt, sind hier nicht nur im Mittelsatz immer wieder duftige Lyrik-Inseln zu genießen. Zugaben von Gastsolist Fabio Martino: In dem jungen brasilianischen Pianisten Fabio Martino hat Ishii einen souveränen Partner für die immens virtuose Solopartie. Der etwas abgelatschte Steinway-Flügel gerät zwar immer wieder an seine klangliche Leistungsgrenze, die rasanten Oktavpassagen sind aber reizvoll klar aufgefächert. Das begeisterte Publikum erhält Zugaben von Martinos neuer, südamerikanisch geprägter „Latin Soul“-CD: Raffinierte Tastentänzeleien von Alberto Ginastera und Camargo Guarnieri. Symphonie „Aus der Neuen Welt“: Ganz besonders überzeugend aber gelingt dem sprechend deutlich dirigierenden GMD Dvoráks wunderbare e-Moll-Symphonie. Hier herrscht Atmosphäre. Das Largo raunt von Freiheitssehnsucht auf den Baumwollplantagen. Die schnellen Passagen sind durch einen mitreißend dramatischen Zug von Beschleunigung und Nachlassen belebt. Die Soli sind auf der Hörbühne organisch ein- und ausgeleitet und schön in Szene gesetzt. Selbst der Furor des Finales hat nichts Gehetztes oder Brutales und verschwebt im Schlussakkord geschmackvoll. Herzlich Willkommen, Maestro Ishii! Termine für weitere Konzerte: Konzertwiederholungen am 28. August 2019, 19.30 Uhr in Flensburg, am 29. August 2019, 20 Uhr, in Husum sowie am 9. und 13. September um 19.30 Uhr in den Theatern von Itzehoe und Rendsburg. www.sh-landestheater.de Mehr zur Kultur in der Region lesen Sie hier.

GMD Kimbo Ishii - Reiche erste Ernte aus Fernost und West