Gitarrenlehrerin Ronja Kaminsky als starke Frau an der E-Gitarre

„Es lief 2019 von Anfang an ganz gut“, erzählt sie, „aber in diesem Jahr habe ich zu spüren bekommen, dass durch Corona viele an ihrem Hobby sparen müssen oder den Kontakt zu anderen einschränken.“ Zudem fielen viele Live-Auftritte ihrer Rockband The Pinpricks der Pandemie zum Opfer. Harte Zeiten also für die 28-jährige Kielerin, die in ihrem Bereich durchaus eine Exotin ist, denn das Lehrpersonal ist, vor allem im Bereich E-Gitarre, meist männlich. Über ihren Vater („Mein erstes Vorbild“), der Gitarre in einer Band spielte, kam Ronja an das Instrument. Den letzten Zündfunken bei der damals Zwölfjährigen entfachte die Kanadierin Avril Lavigne: „Ich hab sie gesehen und gedacht, so wie die will ich das auch können.“ Gesagt, getan, nach ersten Schritten unter Papas Anleitung nahm sie Unterricht bei Markus George in Kiel. Der führte sie weiter in die Fußstapfen weiterer Vorbilder wie Keith Richards, Eric Clapton, David Gilmour von Pink Floyd oder Billy Gibbons von ZZ Top. „Das ist schon krass, wie der Gesang und Gitarrenspiel kombiniert“, meint Ronja zu Letzterem, auch sie macht beides bei den Pinpricks: „Das ist bei mir von Anfang an so drin, ich war nie heiser, hatte nie Probleme mit der Stimme.“ Das Gitarrenspiel lief nicht ganz so locker; diverse Sehnenscheidenentzündungen bremsten ihren Übungseifer; der schon morgens begann und gern mal für einen verspäteten Schulbesuch sorgte, wie Ronja lachend erzählt. Schon zu Schulzeiten gab sie Mitschülern vereinzelt Unterricht, gründete mit 16 die erste eigene Rockband, größere Auftritte folgten mit 18. Was man(n) von Frauen im Rockbereich hält, merkte sie früh: „Da kamen schon mal Tontechniker auf die Bühne und haben an meinem Verstärker rumgestellt, weil sie dachten, ich hab keine Ahnung“, meint sie. Generell herrsche im Rockbusiness ein rauerer Umgang miteinander, da müsse man vielleicht ein Typ dafür sein. „Mädchen sind da unter Umständen schüchterner und vorsichtiger; trauen sich nicht, in einer Band vorzuspielen, obwohl sie es genauso draufhaben“, vermutet sie. Als Lehrerin hingegen ist ihr Frausein bisweilen von Vorteil: „Viele Eltern rufen mich an und sagen, dass ihre Töchter lieber zu einer Frau möchten. Und die Mädchen finden das cool, dass eine Frau E-Gitarre spielt.“ Natürlich unterrichtet Ronja für alle Altersklassen auch Akustikgitarre, konzeptionell richtet sie sich nach dem, was die Schüler wollen. Viel Wert legt sie auf das Spielen zum Click oder Schlagzeug, um das Rhythmusgefühl zu stärken sowie eine gute Körper- und Handhaltung. Und fürs Erste läuft der Unterricht coronakonform: Ronja bietet neben Einzelunterricht inklusive Lüften und Maske auch Onlinestunden an.