Großformatige Gemälde von Reinhard Stangl im Kunstverein Schwimmhalle Plön

Dicht an dicht wie Sardinen in einer Büchse drängen sich in seinem Gemälde Sonnenbadende an einem Strand. Sie sind so sehr mit dem Ausstellen ihrer spärlich bekleideten Leiber beschäftigt, dass sie die übervollen Boote nicht bemerken, die im Hintergrund als dunkle Masse gen Ufer treiben. Stangl: „Ich bin eine Art Durchlauferhitzer": Es ist die 50. Ausstellung, die der Kunstverein hier realisiert, da passt es gut, dass der Künstler während der Jubiläumsschau seinen 70. Geburtstag feiert. Impressionen aus der Stadt gehören zu seinen bevorzugten Themenfeldern, genauso wie Landschaften, die ihn auf besondere Weise berühren. „Ich bin eine Art Durchlauferhitzer. Ich brauche Erlebnisse, die mich dazu anregen, ein Bild zu malen“, so der gebürtige Leipziger. Diese Erlebnisse können „eine tolle Begegnung oder eine großartige Landschaft“ sein, manchmal auch die Randale vor der Haustür in Berlin oder die flirrende Energie im Gedränge der stadtbekannten Paris Bar. Inspiriert vom deutschen Expressionismus: Reinhard Stangl hat in den 70er Jahren in Dresden studiert. Der deutsche Expressionismus, in der DDR damals noch verboten, ist eine seiner Inspirationsquellen. „Ich hatte ein Studio, in dem Ernst Ludwig Kirchner gearbeitet hat, vielleicht hat das ja abgefärbt“, sagt er und grinst. Vielleicht. Vom Gegenständlichen kommend, ist seine Malerei geprägt von der Lust am Experimentieren. Vor allem in den letzten Jahren ist seine Bildwelt bunter geworden. „Mit dem Alter wird man unbekümmerter“, kommentiert er lakonisch seinen neuen Mut zur Farbigkeit. In früheren, gedeckten Bilder ist davon noch wenig zu erkennen. Zwei dieser Gemälde hat er mitgebracht, vergleichsweise düstere Szenen von stiller Eindringlichkeit. Gesichter und Porträts sind nicht seine Sache: Heute zählen Orange und Rot zu seinen Lieblingsfarben. Sie tauchen Szenen von nächtlichen Krawallen in feuriges Licht, verzaubern aber auch urbane Impressionen, in denen sich das bunte Treiben der Metropole in regennassen Straßen spiegelt. Menschen scheinen hier nur als Schattenrisse auf, Teil einer anonymen Menge, die in vielen Kompositionen weniger Protagonist als Randerscheinung ist. „Mich interessiert die allgemeine Situation. Gesichter und Porträts sind nicht meine Sache.“ Abstrakte Bilder aus Brasiliens Regenwald: Abstrakte Elemente finden sich in seinen Landschaftsbildern, insbesondere in jenen, die den Regenwald Brasiliens zum Thema haben. Ein giftiges Orange rinnt wie ein Geflecht aus Lianen über eine Leinwand, irgendwo dazwischen blitzen die Augen eines wilden Tieres – hier ist für einen Wanderer kein Durchkommen. „Die Natur in Brasilien ist gefährlich“, sagt Stangl. Das Heimatland seiner Ehefrau hat er oft bereist, vor Ort gemalt hat er jedoch nicht. „Ich fotografiere oder mache Skizzen“, sagt er. „Ich kann mich dann sofort erinnern und zuhause gleich losmalen.“ Da auf eine Vernissage verzichtet werden muss, hoffen die Kuratoren Dieter Pape und Valentin Rothmaler, dass am 16. August eine Finissage stattfinden kann. Der Künstler wird dann anwesend sein. Sth Kunstverein Schwimmhalle Schloss Plön. 28. Juni – 16. August. Di-Sa 14.30 -18, So 11.30 -18 Uhr Mehr Kultur aus der Region hier