Kiel: Uschi Kochs und Aurel Rückners Kunstwerk "Begegnung" an der Kiellinie

Die eine Figur ist eine weibliche Riesin mit drei Beinen. Sie neigt ihr freundliches Haupt einem Fantasiewesen zu, das irgendwo zwischen Pferd und Drachen zu verorten ist. „Ein paar Kinder meinten, es habe durchaus Ähnlichkeit mit einem Känguru“, sagt Uschi Koch und lacht. Ihr ist es nicht wichtig, dass man das Wesen irgendeiner Gattung zuordnen kann. „Jeder darf ein bisschen herumspinnen und darin erkennen, was er will.“ Figurenduo von Uschi Koch und Aurel Rückner: Die ungewöhnliche „Begegnung“ hat die Kieler Bildhauerin gemeinsam mit Aurel Rückner geschaffen. Gefördert von der Stadt Kiel, die im Sommer Gelder für Kunst im Öffentlichen Raum zur Verfügung stellte, um Künstlern in der für sie wirtschaftlich schweren Pandemie-Zeit eine Perspektive zu bieten, wird das skurril-sympathische Figurenduo voraussichtlich bis März an seinem Standort bleiben. „Tatsächlich hat die Arbeit ein bisschen was mit Corona zu tun“, so Koch. „Schließlich geht es um die Begegnung mit etwas Fremden, von der man nicht weiß, wie sie ausgehen wird.“ Beide Künstler sind Koblasa-Schüler: Sie ist froh über die öffentliche Förderung, schließlich sind der Künstlerin in den letzten Monaten „sämtliche Ausstellungen weggebrochen“. Und auch als Museums- und Kunstpädagogin hat sie, wenn überhaupt, nur eingeschränkt arbeiten können. Der in Hamburg lebende Rückner, wie sie Muthesius-Absolvent und Schüler von Jan Koblasa, ist durch „ein festes Standbein“ im Architekturbüro seiner Brüder besser abgesichert, für ihn „fiel der Lockdown nicht so sehr ins Gewicht“. Eine Riesin mit drei Beinen: Der 58-Jährige, in Schleswig-Holstein und Hamburg auch mit abstrakten Arbeiten vertreten, zeichnet für die freundliche Riesin verantwortlich. Ein drittes Bein hat er ihr wachsen lassen, „um der Surrealität von Uschis Figur“ zu begegnen. Stilistisch sei er nicht festgelegt, sagt er. „Ich mache das, was der Moment einfordert.“ Streicheln erlaubt, Klettern verboten: Die seltsamen Wesen sehen aus, wie von einer Hand gemacht. „Das liegt sicher am Material“, glaubt Koch. Die Hohlkörper bestehen jeweils aus einem Holzgerüst, das mit Maschendraht und Rupfen (ein Jute-Leinwandgewebe) verkleidet und schließlich mit Gips überzogen wurde. Die Holzkonstruktionen haben beide Künstler in der heimischen Werkstatt gefertigt, alles andere entstand direkt an der Kiellinie. Schon während der Arbeit vor Ort zogen die Figuren und ihre Schöpfer die Blicke der Passanten auf sich. „Es herrschte ein reges Kommen und Gehen, es gab Leute, die täglich vorbeikamen.“ Aurel Rückner und Uschi Koch freuen sich über das Publikumsinteresse – und hoffen, dass die Arbeit bis zum Frühjahr unbeschädigt bleibt . „Streicheln darf man die Figuren gerne. Aber Klettern ist verboten. Wenn man auf ihnen herumturnt, gehen sie kaputt.“ Kiellinie 215, vor der Seglervereinigung Kiel.