Künstlermuseum Heikendorf würdigt Monika-Maria Dotzer zum 80.

„Aus dem Rahmen“ heißt die in der Tat facettenreiche Schau, die ursprünglich im Dezember 2020 eröffnet werden sollte – in dem Jahr, in dem die in Kronshagen beheimatete Künstlerin ihren 80. Geburtstag feierte. „Ich bin jetzt schon beinahe 81“, sagt Dotzer lachend. Und ist glücklich, dass die Ausstellung trotz der Verschiebung doch noch zustande gekommen ist. Eine bunte Auswahl aus Dotzers umfangreichem Ouevre: Präsentiert wird eine im besten Sinne des Wortes bunte Auswahl aus ihrem umfangreichen Ouevre: Radierungen sind dabei, Köpfe und fliegende Skulpturen aus Rohwolle, filigran-schwungvolle Zeichnungen mit Draht sowie abstrakte Gemälde mit kugelrund grassierenden Protagonisten, die Assoziationen zur aktuellen Pandemie wecken. „Ich wollte eigentlich auf keinen Fall Corona-Bilder malen“, sagt die in Pommern geborene Künstlerin, „denn ich bin sicher, dass sich das Thema zur Genüge in der Kunst ausbreiten wird.“ Intuitiv hat sie im Vorjahr dann aber doch etwas flirrend Filigranes gemalt, was als diffuse Bedrohung gedeutet werden kann. „Damit war ich dann mit mir im Reinen.“ Die Ausstellung ist fertig, das Museum derzeit geschlossen. Sabine Behrens begegnet diesem misslichen Umstand mit einem digitalen Angebot und verlängerter Laufzeit. Und der Hoffnung, dass das Haus mit der nun bis zum 30. Mai eingeplanten Dotzer-Schau „vielleicht ab Ostern“ wieder geöffnet werden kann. Die Kokoschka-Ausstellung, die ab 15. März in die Halle einziehen sollte, wird ins Haupthaus verlegt. „Irgendwie kommen wir schon über das Jahr“, so die Direktorin des Künstlermuseums Heikendorf. Sie versprüht Zuversicht – obwohl sie 2020 coronabedingt nur die Hälfte der sonst üblichen Besucherzahl verzeichnen konnte. „Entsprechend fehlen die Einnahmen, wir müssen an die Rücklagen der Stiftung gehen.“ Als erfreuliches Signal in Zeiten der Krise bezeichnet sie die Spendenbereitschaft der Museumsfreunde, die 2020 größer war denn je. "Ich bleibe nicht stehen und bin meinem Schöpfer dafür dankbar": Intuition und Spontaneität sind die Eckpfeiler ihrer Kunst und die Ideen gehen ihr nicht aus. „Ich bleibe nicht stehen und bin meinem Schöpfer dafür dankbar“, sagt sie. Ihrer Spontaneität stünde bisweilen zwar ein Hang zur Perfektion entgegen, doch mit diesem Spannungsverhältnis kann sie leben. Ein Vorbild hat sie auch: Pablo Picasso. Das sei „vielleicht nicht besonders originell“, aber sie meine das weniger stilistisch, als hinsichtlich seines künstlerischen Weges. „Picasso hat immer etwas Neues ausprobiert. Das finde ich großartig!“ Start als Gasthörerin an der Muthesiusschule: Das älteste Exponat der Schau, ein detailverliebtes Porträt einer Puppe, datiert von 1989. Damals fing Monika-Maria Dotzer an, freischaffend zu arbeiten. Ihre künstlerischen Anfänge reichen indes viel weiter zurück. 1973 begann sie ihre Ausbildung als Gasthörerin an der Muthesiusschule. Das jüngste ihrer vier Kinder war gerade acht Jahre alt und sie genoss die Atmosphäre im Hörsaal, die so ganz anders war als der Trubel zuhause. „Ich merkte, dass es noch etwas anderes gibt als diese schöne Familie“, erinnert sie sich an die Zeit, in der sie sich „tastend vorwagte“ auf dem „dornigen Weg der Quereinsteigerin“. Wiederholt besuchte sie Sommerakademien in Salzburg und anderswo, bei dem Kieler Maler Werner Rieger lernte sie die Grundtechniken der Ölmalerei. Bis heute beherzt sie dessen Credo, bei gegenständlichen Sujets die Stofflichkeit erkennbar zu machen. Der Mensch ist das Kontinuum in ihrer Arbeit: Ihr Thema ist und bleibt der Mensch – sowohl als Figur, als auch in seinem politisch-sozialen Zusammenhang. „Der Mensch ist das Kontinuum“, sagt sie. Auf Dinge, die sie berühren, wolle sie in ihrer Kunst „mit unterschiedlichen Techniken reagieren.“ Und hat sich dabei stilistisch gänzlich freigeschwommen. Mit Farbhäuten, von ihr auch „Palettendreck“ genannt, schafft sie pastose, farbenfrohe Kompositionen; mit Kupferdraht zieht sie Körperkonturen sensibler Aktstudien nach und überführt sie ins Dreidimensionale. Und als zuhause irgendwann eine Terrassentür zu Bruch ging, sammelte sie die Scherben auf und schichtete sie wie ein Mosaik auf „langweilige Porträts“, die dadurch wieder spannend wurden. „Kunst bedeutet für mich außer meiner Familie alles“, sagt Monika-Maria Dotzer. Man glaubt’s ihr sofort. Coronabedingt ist die Ausstellung derzeit nicht zugänglich. Digitales Angebot unter http://www. kuenstlermuseumheikendorf.de/aktuell_fuehrungen.htm Aufgebaut ist die Ausstellung mit Werken Monika Maria Dotzers bis zum 30. Mai im Künstlermuseum Heikendorf.