Der Titel der Schau mit Arbeiten aus den letzten fünf Jahren benennt eine neue erdgeschichtliche Epoche, in der der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf unserem Planeten gezählt wird.
Plastik- und Metallteile, ehemals einem Gummihandschuh, einem Schiffsrumpf oder einem Werkzeug zugehörig, sind auf dunklen Holzplatten zu bunten Puzzles arrangiert, manchmal auch zu Segelbooten, menschlichen Figuren oder Tieren. Mariazo ist eine Sammlerin aus Leidenschaft. „Eigentlich bin ich ein Messi“, sagt sie und lacht. Ein wahrer „Fundus von Müll“ lagert in ihrem Haus in Husby, das groß genug ist, um all die Dinge zu bewahren, die sie an den Stränden von Nord- und Ostsee aufgelesen hat. Ihr Konzept zu Anthropozän hatte sie Dorothee Bieske bereits 2016 vorgestellt. „Das Thema ist bis heute aktuell“, so die Museumsleiterin. Schön, dass die Schau jetzt in den Zeitplan des Hauses passt.
Kunst mit Fundstücken aller Art
Mit ihren Plastik-Meer-Müll-Collagen und -Objekten beschreitet Mariazo keineswegs Neuland. Müll in Kunstwerke zu überführen, hat seit Kurt Schwitters, der 1919 erste Collagen aus Abfall fertigte, Tradition. Auch die gebürtige Güstrowerin, die in den 50er Jahren in Rendsburg aufwuchs, arbeitet in ihrer Kunst schon lange mit Fundstücken aller Art. „Es hatte alles ganz harmlos angefangen vor Jahr und Tag“, erzählt die Politologin, seit 1999 Mitglied im BBK Schleswig-Holstein. „Sammeln am Strand. Steine, Holz, Natur. Und dann liegen immer mehr bunte Plastikreste am Strand herum.“ Anfangs habe noch die Freude daran überwogen, etwas Neues, Schönes aus den Stricken und Knoten, den Metallgittern und Verpackungsresten zu machen, die die Strände verschandelten.
Die Leichtigkeit ist Mariazo abhanden gekommen
Hintersinniger Witz blitzt schon im Titel der märchenhaft anmutenden Reihe Die Welt verbessern und Spaß dabei haben auf, in der komische Könige und spitznasige Gestalten, zusammengesetzt aus weggeworfenen Schnipseln aller Art, zwischen fabelhaften Tierwesen herumwuseln. Ganze Geschichten kann man sich zu diesen Collagen ausdenken – und einen mahnenden Zeigefinger wird man darin nicht finden. Die Leichtigkeit aber ist Mariazo abhanden gekommen: „Seit ich gehört habe, dass sich junge Leute in Ostasien nicht vorstellen können, wie ihr Meer ohne Müll aussieht, ist mir der Spaß vergangen.“ Unmissverständlich bringt sie heute ihre kritische Haltung zum Ausdruck, wenn sie etwa eine zerbrochene Kehrschaufel aus himmelblauem Plastik wie ein kunstvolles Kleinod in einem Holzrahmen stellt und den Satz „Das ist nicht meine Schaufel!“ darüber schreibt. Zivilisationsmüll, der (noch) nicht im Meer gelandet ist, bestimmt ihre jüngsten Arbeiten, darunter ein Wandbild aus zusammengenähten, goldglänzenden Kaffeetüten, in dessen Mitte der Schriftzug „Mayday“ prangt.
Wenn die Eckernförder Ausstellung endet, will Mariazo ihre Müll-Collagen übrigens „entsorgen“ und sich wieder vermehrt dem Zeichnen widmen. Ihr pointiertes grafisches Werk wird seit Jahren sehr geschätzt.
Rathausmarkt 8. Eröffnung So., 28. Juli, 11.30 Uhr. Bis 22. Sept. Di.-Fr. 10-12.30 und 14.30-17 Uhr. Sa.+So. 11-17 Uhr
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