Moritz Neumeie setzte beim Kieler Kultur Pop-Up satirische Spitzen

Im Herbst war eigentlich eine Tour mit 32 Auftritten geplant, die findet jetzt im nächsten Jahr statt und für Neumeier bleiben als kleiner Trost wenige Open-Air-Auftritte wie dieser in Kiel im Park beim Seehundbecken. Den Support macht mit Hinnerk Köhn ebenfalls ein Nordlicht; der gebürtige Eckernförder hat sich ausgerechnet im März selbständig gemacht und trauert der zu Beginn der Corona-Pandemie aufgekommenen These nach, dass starker Alkoholkonsum eine Infektion verhindert. „Es wäre eine bessere Welt“, so seine Einschätzung einer dauerbreiten Bevölkerung. Nervender Nachwuchs statt zugeneigtes Publikum: Für Moritz Neumeier, den Hauptact des Nachmittags, ist es der erste Auftritt seit sechs Monaten und „es ist krass zu merken, wie wenig ich privat klarkomme, wenn nicht zweimal pro Woche mir komplett fremde Leute Zuneigung schenken – und dann weggehen“. Privat Klarkommen hieß in seinem Fall ein halbes Jahr mit drei Kindern zu Hause sein, was für ihn Anlass ist, über konsequente schwarze Pädagogik zu referieren oder mit dem Gedanken zu liebäugeln, den nervenden Nachwuchs „einfach mal in die Hecke zu schubsen und weiterzugehen“. Rechter Szene ein Dorn im Auge: Der 32-Jährige fing als Poetry-Slammer an und ist mittlerweile durch seine Programme, aber auch seinen Video-Blog, den Podcast und die TV-Serie „Homies“ mit dem Kollegen Till Reiners recht prominent geworden. Seine klare Haltung zu Themen wie Sexismus und Rassismus sowie seine moralisch-humanistische Weltsicht haben ihm viele Anfeindungen aus der rechten Szene eingebracht, aber er sei inzwischen abgestumpft und reagiere auf einen Satz wie: „Wir haben dir deinen Baum schon ausgesucht“ nur noch mit „Ah, hoffentlich Eiche“. Vorzüge des Klimawandels: Mit den Augen des Satirikers betrachtet, kann er dem Klimawandel etwas Positives abgewinnen: „Wir haben keine Zukunft – das heißt wir können machen was wir wollen“, meint der Comedian und verwickelt einen Zuschauer in ein Gespräch darüber, ob der eigentlich das mache, was er sich wünsche. Ferner entsteht mit einer Besucherin ein amüsanter Dialog über die Existenzberechtigung von Quallen, da Neumeier der Meinung ist, es gäbe in der Tierwelt verzichtbare Arten wie ebendiese Nesseltiere. Am Ende gibt es langen Applaus für den kauzigen, lakonisch-bissigen Erklärbären, der einfach nur laut denkt und trotz des Titels „Ich weiß das doch auch nicht“ oft ganz richtig liegt.