Prinz Tamino rutscht angesichts seiner Hochzeit das Herz in die Hose, die orgelnden Es-Dur-Akkorde vor der Ouvertüre verzerren sich nicht nur in seinen Ohren zur Kakophonie und die feierwütig (auf)geladene Hochzeitgesellschaft wird in seiner panisch verbogenen Wahrnehmung zur grellen Entourage einer gutbürgerlichen Walpurgisnacht.
Mozarts komödiantische Charaktere
Herzlich kichern kann man beispielsweise über die Polonäse Blankenese, die in Taminos Augen zur lebensbedrohlichen Schlange mutiert; über die brandgefährlich keifende Schwiegermutter königlich-nächtlicher Art (mit mutig dramatisierter Koloratur-Attacke: Erica Eloff) und ihren ungeliebt salbadernden Ehemann Sarastro (würdig: Denis Velev).
Papageno als koreanischer Trauzeuge
In Rysers unernstes Konzept passt ein aus Fernost zugereister Trauzeuge Papageno, der zwar markant markig singt (Johan Hyunbong Choi), aber des Deutschen wenig mächtig ist und deshalb gerne in ein an der Trave komödiantisch wirksames koreanisches Geplapper verfällt. Und es passt ein alter Schulfreund Monostatos (Svjatoslav Martynchuk), der die traditionelle Entführung der Braut besorgt – und so den Albtraum des Bräutigams erst recht beschleunigt.
Betörend singende Pamina
Tamino ist von alledem maximal irritiert und singt auch so. Juraj Hollýs Tenortöne wirken unstet, kennen aber auch starke, aufstrahlende Momente. Gattin Pamina wird ihm die optimale Dosis vielleicht noch beipulen, denn Evmorfia Metaxaki weiß offensichtlich genau, wie man betörend Mozart singt.
Ausstattung mit vielen Schleiern
Wie, warum und durch welche Prüfungen diese beiden Liebenden am Ende dann doch noch zu ihrem gemeinsamen Hochzeitsfoto ohne Todesfall finden, wird in der diesbezüglich schleierhaften Inszenierung (Ausstattung Stefan Rieckhoff) allerdings nicht deutlich.
Überdruck im Orchester
In der Premiere herrscht unter Leitung von Andreas Wolf im Orchestergraben noch etwas nervöser Überdruck. Ungeachtet kleiner Einschränkungen ernten alle Beteiligten aber großen Jubel für einen nicht gerade tiefsinnigen, doch allemal kurzweiligen Mozart-Abend.
Von Christian Strehk