Museum Eckernförde: Peter Piening macht Kunst mit der Laubsäge

Eine geöffnete Fischkonserve treibt wie ein Segelboot auf hölzernem Meer, ein umgedrehter Legostein sieht aus wie eine Verkehrsampel, ein senkrecht stehender Fahrradsattel lässt an eine Nase denken. Was Peter Piening in seinen hölzernen Bildobjekten darstellt, reicht immer über den puren Gegenstand hinaus. Aus dem üblichen Kontext gerissen und neu arrangiert, werfen banalste Dinge beinahe tiefschürfende Fragen auf. Pienings Holzreliefs, Collagen und Bleistiftzeichnungen: Unter dem Titel „Nichts versteht sich von selbst“ zeigt das Museum Eckernförde über 150 Arbeiten des in Ahrensburg beheimateten Künstlers - neben farbig gefassten Holzreliefs und Collagen auch 30 Bleistiftzeichnungen, die Motive aus den Bildobjekten augenzwinkernd aufgreifen und verfremden. Bereits 2016 zu ihrem Einstand in Eckernförde präsentierte Dorothee Bieske eine Sonderausstellung mit Pienings Werken. Damals standen die begehbaren Skulpturen des gebürtigen Breklumers im Fokus. Randvoll bestückt mit detailliert gefertigten Ansammlungen teils absurder Alltagsgegenständen aus Holz, sorgten sie für einen Publikumserfolg. Lesen Sie auch Digicomics bringt Comics auf das Smartphone Pienings 80. Geburtstag am 13. Mai ist ein guter Anlass, ihm erneut eine Schau zu widmen. Kurz habe sie überlegt, „ob so etwas nach sechs Jahren wieder möglich“ sei, so die Museumsdirektorin. Angesichts seiner aktuellen Arbeiten hatten sich jedoch alle Bedenken in Luft aufgelöst. Pienings Kunst ist humorvoll und nachdenklich zugleich: Ein Glück. Denn tatsächlich ist Pienings Kunst so spannend, erzählerisch, humorvoll und zugleich nachdenklich, dass man ihr immer wieder gern begegnet. Sorgfältig mit der Laubsäge gearbeitet, haben seine Werke in der Schleswig-Holsteins Kunstlandschaft ein Alleinstellungsmerkmal. Von manchen Kollegen belächelt, hält er seit Jahrzehnten an dem Heimwerkerutensil fest, nennt es sein Lieblingswerkzeug. „Nicht zuletzt, weil er es liebt, das leicht Unperfekte zur Schau zu stellen“, so Bieske. Und weil der Künstler einst in den 60er-Jahren in Mainz neben Malerei, Grafik und Kunstgeschichte auch Philosophie studiert hat, bezeichnet er sich manchmal schmunzelnd als „Philosoph mit der Laubsäge“. Piening arbeitet immer mit einem gewissen Hintersinn, wunderbar ablesbar an seinem ausgeklügelten Projekt „ohnehin“. Hier wird das Hauptmotiv im Bildobjekt und in der Zeichnung durch eine ungetüme Wortkette ergänzt. Protagonist eines Bildpaares ist die täuschend echt gearbeitete Miniatur einer Feinripp-Unterhose mit Schlitz. Daneben ist eine Wortreihe zu lesen, die mit „Unterhose – Hosenschlitz - Schlitzohr“ beginnt und lakonisch mit dem Begriff „Tatsache“ endet. Typisch Piening. Museum Eckernförde. Rathausmarkt 8. Eröffnung 15. Mai, 11.30 Uhr. Bis 31. Juli. Di-So 11-17 Uhr, an Feiertagen 14.30-17 Uhr