Museum Kunst der Westküste auf Föhr baut die digitale Präsenz weiter aus

Weniger beglückend ist derzeit vor allem die offene Frage, wann sie im MKdW auf Föhr zu erleben sein werden. Aber man hat sich auf der Insel weitestmöglich darauf eingestellt. Hat den zweiten pandemiebedingten Lockdown genutzt, um danach ohne übliche Winterpause gleich loslegen zu können – theoretisch also ab Mitte Januar. Und man hat schon frühzeitig digital aufgerüstet, um im Corona-Jahr das Beste aus der Insellage zu machen. Und zwar nachhaltig. Eine große Sehnsucht nach Kunst und viel Vertrauen: So hatte das Jahr 11 des von dem Unternehmer Frederik Paulsen gestifteten Museums jenseits des anfänglichen Corona-Schocks im März und des Frustes über die trotz aller Hygienemaßnahmen zum November erneut verordnete Schließung auch sein Gutes. Der Sommer, sagt Ulrike Wolff-Thomsen, habe gezeigt, „wie groß die Sehnsucht der Menschen nach Kunst und Kultur ist“. Jenseits der Lockdown-Phasen gab es nicht weniger, eher mehr Besucher als sonst, was auch viel mit Vertrauen zu tun habe: Vertrauen in das besondere Angebot des Museums, und in diesem Jahr auch in ein ausgefeiltes Hygienekonzept. Liebermann und Nolde als Dauerleihgaben für das MKdW: Mit Vertrauen haben auch die Neuzugänge zu tun: Der Enkel eines bedeutenden Kunstsammlers aus dem Rheinischen sei vor Ort so angetan gewesen, dass er zu den vorhandenen neun zwei bedeutende Strand-Gemälde des Impressionisten Max Liebermann als Dauerleihgabe beisteuerte, und ebenfalls ein expressives Landschaftsaquarell von Emil Nolde. Diese Werke werden unter den „Neuen Schätzen“ genauso zu sehen sein, wie etwa zwei Arbeiten des nordfriesischen Malers Carl Christian Feddersen (1876-1936), die ein Schweizer Kunstfreund mit Feriendomizil auf Sylt dem Museum schenkte – auch sie passen nahtlos in das einzigartige Sammlungsprofil mit Werken rund um Meer und Küste aus Norwegen, Dänemark, Deutschland und den Niederlanden zwischen 1830 und 1930. Ja, man empfängt interessante Gäste auf Föhr – so kürzlich auch die Schauspieler Eva Löbau und Hanns Zischler, die vom MKdW so begeistert waren, dass nun Filmpläne reifen... Medienpräsenz, so Wolff-Thomsen, die in Zeiten der Pandemie kaum von der Insel und schon gar nicht zu anderen Ausstellungen etwa mit „ihren“ Leihgaben kam, habe schon viel bewirkt. Lesen Sie auch: Kunst von der Küste Attraktive Anreize im Netz: Mit Filmen kennt man sich im Übrigen schon gut aus im MKdW. Reichhaltig ist das Angebot auf der Webseite www.mkdw.de, der erste 3-D-Rundgang wurde Mitte Mai gestartet und seitdem stetig verfeinert. Über 17.000 Nutzer freut sich die Direktorin: „Das kann nicht die Begegnung mit dem Original ersetzen, aber es schafft Anreize, Vorfreude“. Ist die Besucherfrequenz über den Jahreswechsel traditionell hoch, bleibt ihr derzeit nur der Hinweis auf dieses zur Adventszeit auch mit Gewinnspielen angereicherte Angebot – und auf die beschleunigte Digitalisierung: In neuen Jahr sollen alle Werke der aktuellen Ausstellung in einem ansprechenden Online-Sammlungskatalog vertreten sein. Neue Reihe "Made on Föhr": Dass das Thema Meer und Küste seit Jahren auch internationale Gegenwartskünstler nach Föhr lockt, soll sich 2021 in der neuen Reihe „Made on Föhr“ zunächst mit Fotografien niederschlagen. Selbst im Corona-Jahr hat das MKdW sein Artist-in-Residence-Programm mit mehreren jungen Stipendiaten fortsetzen können – so ergeben sich immer neue künstlerische Blickwinkel, „Seestücke“, die aktuell etwa durch den Klimawandel beeinflusst werden. Ein Thema, das nach Corona absehbar in den Fokus rücken wird.