Neues Stück für DeichArt: Hommage an Hitchcock

Durchaus möglich, dass Alfred Hitchcocks Aufenthalt in Kiel kürzer währte, als die Premiere der Gruppe DeichArt morgen in der Backbord-Bar des Maritim dauert. Eine Hommage an den Meister des Suspense, der – man glaubt es kaum – am 26. September 1966 tatsächlich mit der „Kronprins Harald“ am Oslokai landete und Kiel einen Moment Filmgeschichte bescherte. Mit Gattin Alma und empfangen von Oberbürgermeister Günther Bantzer sowie dem Kieler Kinomogul Klaus Szepanek. Auf dem Rückweg von einer Werbetour in Norwegen, wo Hitchcock seinen 50. Film Der zerrissene Vorhang vorgestellt hatte. Hitchcock jagt einen Kieler Psycho? „Doch, es ist eine Hommage“, sagt Jens Raschke, der aus der kurzen Episode das neue Theaterstück für die drei DeichArt-Schauspieler entwickelt hat. Alfred Hitchcock wird da von zwei Kieler Kommissaren zu Hilfe gerufen, um in einer gruseligen Mordserie zu ermitteln. Und die Todesarten ähneln auf fatale Weise jenen in den Filmen des Meisterregisseurs. „Ich finde es schön, wenn man auf diese Weise die Geschichte verlängern kann“, sagt Jens Raschke, der in Alfred Hitchcock jagt den Kieler Psycho Fakten und Fiktion vermischt. Und dazu reichlich aus den Klassikern des Meisters zitiert. Dass ausgerechnet Matisek Brockhues den gewichtigen Filmregisseur spielt, darauf kommt man nicht sofort. Für Brockhues ein zusätzlicher Reiz: „Natürlich muss man bei so einem Menschen auch zitieren, sich die Körperlichkeit und die Mimik anschauen. Aber letztlich geht es wie immer darum, die Figur mit ihren Selbstzweifeln und Abgründen abzubilden.“ Und Jens Raschke ergänzt: „Ich will ja die Figur nicht authentisch nacherzählen, ich bediene mich ihrer.“ Auch Einstein und Jules Verne kamen zur Stippvisite: Die Ungleichheit von Glamour oder Genie und der Marine- und Arbeiterstadt, von der nach dem Zweiten Weltkrieg nicht viel übrig war, hat den Autor und Regisseur schon länger fasziniert. So sind Stücke entstanden wie Einstein setzt Segel über die kurze Freundschaft des Physikers mit dem Erfinder des Kreiselkompasses., Hermann Anschütz, oder Jules Verne und die Geheimnisse von Kiel – auch der französische Schriftsteller hatte einst mit seiner Segeljacht für 24 Stunden in Kiel festgemacht. Raschke begeistert aber auch die Nostalgie einer Zeit, in der es weder ausgefeilte Spurensicherung noch digitale Technik gab. Kein Wunder, dass ihn der Einsatz eines Telefons mit Wählscheibe nachhaltig erfreut. Und dass er seine beiden Ermittler (Eirik Behrendt und Tom Keller) als eine Mischung aus der Sechziger-Jahre-TV-Serie Der Kommissar und True Detective beschreibt. „Mir war die Reibung zwischen den beiden wichtig.“ Gegensätze und Widersprüche, die auch die beiden Schauspieler mögen: „Das sind Menschen mit ihren Befindlichkeiten und ihre Abgründe sind ganz real“, so Eirik Behrendt, „man kann denen beim Kombinieren zugucken.“ Wie gemacht für die Backbord-Bar: Gespielt wird in der Backbord-Bar, nach Drüber reden und Kunst die bereits dritte Premiere, die DeichArt im Maritim auf die Bühne bringt. „Ich habe das Stück auch für diesen Raum geschrieben“, so Raschke. „In einer Guckkastenbühne würde das Rundum-Beäugen auch gar nicht funktioneren.“ Und weil das Siebziger-Ambiente auch das Bühnenbild ersetzt, ist Bühnenbildnerin Sibylle Meier vor allem als Ausstatterin gefragt. „Hier kommt es vor allem darauf an, dass alles in die Zeit passt“, sagt sie und hat neben den Kostümen vom Scheibentelefon bis zu Puppe und Mikrowelle alle möglichen Requisiten zusammengesucht. Premiere (ausverkauft), 22. Februar, 20 Uhr, im Maritim, Bismarckallee 2. Karten: Tel. 0431/901 901. Vorstellungstermine bis Mai unter: www.deichart.de

Neues Stück für DeichArt - Hommage an Hitchcock