Nightwash präsentierte in der Halle 400 in Kiel vier Stand-up-Comedians

Das Schöne an diesem Live-Format sei die Nähe zum Publikum, und dass man vorher nie wisse, wie die Sache ausgehe, sagt der exzellente, charmant-subversive „Host“, „es gibt eben gute und weniger gute Shows“. Allerdings musste sich Schulte-Loh diesbezüglich in Kiel wirklich keine Sorgen machen. Denn ein vielgestaltiges Programm mit sehr unterhaltsamen Künstlern garantierten ein satt gefülltes und vom Publikum gefeiertes Comedy-Pack. Kramen in kulturellen Widersprüchen: Den Anfang machte Stefan Danziger, „geboren in der DDR, aufgewachsen in der Sowjetunion und aus Russland zurück in die BRD“. Der Comedian, der neben seiner Bühnen-Aktivität in der Hauptstadt auch als Tourguide arbeitet, kramt aus seinem reichen Erfahrungsschatz unter anderem kulturelle Widersprüche und Absurditäten des Alltags. Aber auch seine Probleme mit der Vaterrolle sind Thema, und dass man sich am besten schon beim ersten Kuss um einen Kita-Platz bemühen solle, denn „das Vater werden ist prima, das Vater sein schon deutlich schwieriger“. Außerdem rechnet er („ich bin jetzt nicht so die Sportskanone“) mit dem Berlin-Marathon ab, „zu dem man wohl nur kommt, um zu sterben“. Selbstironisch selbstbewusst: ,,Wenn Du als Frau morgens aufstehst, vor dem Spiegel stehst und denkst ,ich bin der Geilste hier', dann bist Du unter Garantie ein Mann“. Auf dieser Erkenntnis fußt das so selbstironische wie selbstbewusste Stand-Up-Programm von Nicole Jäger. Die Blondine ist eine dicke Frau, sagt sie selber. „Aber alles ist echt“. Dem Kampf gegen das Spiegelbild begegnet sie mit viel Humor und Haltung. Dabei nimmt sie partout kein Blatt vor den Mund. Sprachliche Irrungen und Wirrungen: Als Amerikaner in Deutschland hat sich John Doyle längst einen Namen gemacht. Markenzeichen sind sowohl die sprachlichen Irrungen und Wirrungen, die ihn in der Wahlheimat begleiten, als auch sein Leben als Vater, Ehemann und Mensch. Er habe früher Pornos geschaut, um die deutsche Sprache zu lernen, erzählt Doyle. Als er im Amt dann aber seine Aufenthaltsverlängerung mit den Worten „gib's mir, du Hengst“ einforderte, hätte es schon Irritationen gegeben. Auch stellte er fest, dass man das Tankstellengericht „Strammer Max mit zwei großen Eiern“ in Amerika nicht ohne weiteres als als „Stiff Max With Two Big Balls“ bestellen könne. Zwischen Lolita und Lady: Maria Clara Groppler ist 20 Jahre alt, hat gerade Abitur gemacht und jobt als Stand-up-Comedian. „Letzten Monat habe ich dreihundert Euro verdient, das ist nicht Harz IV, das ist Hartz III“. Mit viel Körpereinsatz stellt die junge Frau, die auf Instagram viele Follower sammelt, ihre Figur zwischen Lolita und Lady auf die Bühne, erzählt Anekdoten und Alltagsgeschichten voller Doppeldeutigkeiten und Anzüglichkeiten, wird dabei aber nie geschmacklos. Beispiel: „Die Deutsche Bahn muss von Frauen erfunden sein. Sie kommt entweder spät oder gar nicht, und wenn sie kommt, ist sie voll“.

"Nightwash" in Kiel - Gags, die sich gewaschen haben