Aus dem turbulenten, sich in die wildesten Verwicklungen von Schein und Sein steigernden Liebeskarussell, das Shakespeare hier anzettelt, hat Regisseur Daniel Karasek eine turbulente Open-Air-Party gemacht. Mit einem Ensemble, das sich zusehends einspielt, 950 Zuschauern auf der Tribüne und einer Bühne (Lars Peter), die Inselgefühl und Wolke sieben vereint.
Erst Anlauf, dann Partystimmung
Das Spiel braucht zwar erst mal Anlauf nach der melancholischen Klage, die Rudi Hindenburgs liebeskranker Graf Orsino anstimmt. Aber irgendwann läuft der Laden, auch weil Karasek dem Spaß viel lieber folgt als den dunklen Seiten dieser Komödie - bis in den abgebrühtesten Nonsense.
Da glänzt Imanuel Humm, der seinen Malvolio so herrlich zum eitel verspannten Trottel macht. Oder die Komikertruppe um Sir Toby, die Zacharias Preen, Christian Kämpfer und Marko Gebbert mit viel Spiellust loslassen. Daneben sind Olga von Luckwald eine schön direkte und glaubhaft identitätsverwirrte Viola, Yvonne Ruprecht eine selbstironisch liebeskranke Olivia und Rudi Hindenburg ein physisch leidender Orsino.
Streicherschmelz bis Swing und Rock
Dazu macht die Band um Ture Rückwardt Stimmung, treibt die Musik von Martin Tingvall durch alle Stile von streicherklagend über swingend bis hardrockend oder so ohrwurmballadesk wie „Herz ohne Gold“, das Yvonne Ruprecht magisch melancholisch singt.
Singen können sie sowieso, und gesteppt wird auch. Während sich das bei den Schauspielern locker ins Rollenbild fügt, wirkt die achtköpfige Tanzgruppe nicht immer so ganz integriert. Der Party tut das keinen Abbruch. Und auch die neue Location hat sich am Ende bewährt: Statt Sonnenuntergang am Ostufer schippern hier - dank Durchblick im Bühnenbild - Segler und Frachter malerisch durch die Kulisse.
Viel Zuspruch bei den Live-Übertragungen
Und auch die Besucherzahlen mit den Liveübertragungen konnten sich sehen lassen:
Bootshafen 2500
Anscharpark 1800
Vinetaplatz 1000
Heidenberger Teich 1500
Friedrichsort 1800
MFG 5950
Somit sahen über 10.000 Besucher das Stück. Das ist ein Erfolg wie 2017, wo der Blücher mit 5000 Zuschauern noch hinzu kam.
Sommermusical „Was ihr wollt“. Bis 14. Juli, jeweils 20.30 Uhr. kartentel. 0431/901901, www.theater-kiel.de