Kantor Roman Reichel darf nämlich stolz darauf sein, dass er sich auf der drittältesten Orgel Schleswig-Holsteins ganz zu Hause fühlt. Nur in Mölln, zur Zeit gerade in Restauration, und in Teilen des Instruments der Klosterkirche Preetz stecken noch ältere Bauteile. Der Holzprospekt, das vom ersten Spieltisch-Manual angesteuerte Rückpositiv im Rücken des Organisten, das zweite Manual für das Hauptwerk und das Pedal mit seinem profunden 16-Fuß-Subbass – alles noch spätes 17. Jahrhundert.
Handwerkerrechnung auf Schloss Gottorf
Bei Nachforschungen, alte Handwerkerrechnungen betreffend, im Landesarchiv von Schloss Gottorf fand der ehrenamtliche Kirchenführer Horst Perry 2015 eine Rechnungsnotiz, dass die Orgel 1715 von Hinrich Wiese aus Kiel endgültig fertiggestellt worden sei. Auch wenn dies zutreffend sein sollte, seien jedoch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ältere, als gut eingeschätzte Teile beim Bau berücksichtigt worden. Man geht deshalb vom Jahr 1670 als Baujahr aus.
Norddeutsche Orgelschule
Reichel: „Es handelt sich jetzt tatsächlich um eine lupenrein erhaltene historische Orgel, auf der man ganz besonders gut Werke der alten norddeutschen Meister der Barockzeit spielen kann.“ Neben Buxtehude und Tunder ermögliche die stilistische Reinheit auch hervorragend Bach-Interpretationen. „Dieses Repertoire klingt in den verschiedenen Registern unverfälscht klar. Es ist besonders einfach, polyphone Stimmen zu verfolgen.“ Eine ästhetische Verwandtschaft zu Instrumenten des legendären Arp Schnitger (1648-1719) sei nicht zu überhören. Möglicherweise war der Kieler Hinrich Wiese sogar ein Schüler Schnitgers.
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Von Christian Strehk