Sarajane in Kiel: Der überdurchschnittliche Popsong

Denn die als Sara Jane Mc Minn in der Nähe von Wolfsburg in einer britisch-deutschen Patchwork-Familie mit fünf Geschwistern aufgewachsene Sängerin und Songschreiberin hat wirklich ein Händchen für den überdurchschnittlichen Popsong. Jene Art von Lied, das klare Struktur und Dramaturgie besitzt, ein sinnvoll definiertes (häufig überraschend frühes) Ende findet und trotz dieser formalen Stringenz textlich und musikalisch voller Emotion, Hingabe, Authentizität und viel pop-ästhetischer Cleverness steckt. Sarajane macht ihr Ding in Kiel: Viel davon ist auf ihrem zweiten Album „Fuel“ zu hören, mit dem die Künstlerin, die bereits Vokal-Arrangements für Michi Reincke und Ina Müller verfasst hat, große Teile des Abends in Kiel bestritt. Ohne dabei ihr 2015er Debüt „# Step One“ gänzlich zu vernachlässigen. Sarajane machte halt früh ihr eigenes Ding. Weil sie mit den künstlerischen „Wünschen“ der Major-Labels nicht allzu viel anfangen konnte, gründete sie ihr eigenes Label „McNificent Music“ und verriet kurz darauf in einem Interview: „Nun bin ich Sängerin, Veranstalterin und Songwriter, Bookerin, Taxifahrerin, Köchin, meine Bank, meine Sekretärin, sogar meine eigene Plattenchefin und noch große Schwester, Freundin, Frau und all das.“ Zwischen Warmherzigkeit und Aufbegehren: Natürlich erweiterte sich ihr Team über die Jahre. Aber diese Eigenständigkeit, diese Mischung aus Sensibilität und Trotz, Warmherzigkeit und Aufbegehren, Verletzlichkeit und Streitbarkeit sieht man ihr nicht nur auf der Bühne an, man spürt sie auch in den Songs. Lässig aber mit viel Verve und Zug begleitet von ihrer dreiköpfigen Band fegt sie R'n'B-Kracher wie den Album-Opener „On Top“ von der Bühne, zelebriert das eingängig groovende „Diamonds & Pearls“ animiert bei „I Like You“ das aufmerksame Publikum zur Reggae-Einlage. Zwischendurch setzt sich Sarajane ans Klavier und rührt mit dem wunderbaren, verhangenen, aber längst nicht trübsinnigen „November“. Und im Akustik-Teil des Konzerts lässt sie es bei „Will You Be There“ geradezu gospelhaft schimmern. Intimer Soul zum Finale: Aber im Prinzip ist das Up-Tempo Sarajanes Gangart. Und das Publikum machte mit, feierte diesen besonderen Abend, der viel mehr Zuhörer verdient hätte. Bis die Musikerin als Zugabe mit dem intimen, souligen „Guess Who’s Back“ das Konzert am Klavier ausklingen ließ. Weitere Kulturnachrichten finden Sie hier.

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