Shakespeare-Musical: Wiedersehen in Illyrien

Im Sommer 2018 erlebten mindestens 13.000 Zuschauer Was ihr wollt – Das Musical auf der Freilichtbühne auf dem MFG-5-Gelände in Holtenau, zusätzlich verfolgten in mehreren Kieler Stadtteilen gut 7000 Menschen via Live-Übertragung die Premiere des Shakespeare-Klassikers zur Musik von Martin Tingvall. Nach eineinhalb Jahren ist jetzt Zeit für die Wiederaufnahme im Schauspielhaus – am Freitag ist die Indoor-Premiere. Lesen Sie auch: Rekord mit Shakespeare in Holtenau Verzwicktes Liebes-Kuddelmuddel: Zur Erinnerung: Während eines Sturmes erleidet die junge Viola Schiffbruch und strandet in Illyrien, wo Herzog Orsino an seiner unglücklichen Liebe zur Gräfin Olivia leidet. Als Mann verkleidet tritt Viola in den Dienst des liebeskranken Herzogs. Der schickt sie mit einer Nachricht zu seiner Angebeteten, die sich ihrerseits prompt in den schönen jungen Mann verguckt. Das verzwickte Liebes-Kuddelmuddel ist ein zentraler Baustein der Verwechslungskomödie, die begleitet und kommentiert wird durch ein Trio komischer Figuren. „Die drei Komiker sind bei diesem grauen Wetter meine Lebensretter“, sagt Daniel Karasek, der sich gemeinsam mit Dramaturgin Lena Carle an den Späßen von Sir Toby Rülps und Co. erfreut, als sähe er sie zum ersten Mal. Nach den positiven Erfahrungen, die er mit der Verpflanzung von Open-Air-Produktionen in den Innenraum sammeln konnte, spricht der Regisseur hier von der „Gnade der Wiederholung“. „Es ist ein Geschenk, wenn man Dinge verbessern, besprechen und korrigieren kann. Außerdem hat man nicht so viel Druck, wenn man weiß, dass das Stück als Sommertheater gut aufgenommen wurde.“ Mehr Kammerspiel auf der Bühne: Während Romeo und Julia und Die Räuber, die 2014 und 2016 auf der Bühne am Seefischmarkt aufgeführt wurden, durch minimale Veränderungen für den Innenraum angepasst werden konnten, hat sich bei der aktuellen Inszenierung etwas mehr geändert. „Der Seefischmarkt als Spielort ist intimer als die Bühne in Holtenau, wo im Hintergrund die Förde noch zusätzliche Weite bot.“ Bühnenbildner Lars Peter ist zwar bei der „bunten Broadway-Bubblegum-Optik“ geblieben, hat aber ein intimeres Illyrien geschaffen, das mehr von Bildern lebt. „Herangezoomt“ hat auch Karasek den einen oder anderen Dialog. „Der Raum erzeugt eine andere Stimmung. Auf der Bühne intensivieren sich die Elemente, vieles wird kammerspielartiger.“ So habe er etwa die Liebesszenen „leiser“ gemacht. „Drinnen gehen die leisen Töne besser, draußen ist der Eindruck von Intimität schwer herzustellen.“ Viola ist das Herzstück des Abends: Das größte Novum der Indoor-Variante ist jedoch die Neubesetzung der Hauptrolle. Daniel Karasek hat aus der Not eine Tugend gemacht und nach dem Weggang von Olga von Luckwald den Part der Viola mit einer ausgebildeten Musicaldarstellerin besetzt. „Durch eine andere Hauptdarstellerin ist das Herzstück ein anderes. Und Eva Kewer beherrscht die wichtigen Disziplinen wie Singen und Tanzen als Profi.“ So wird etwa das tänzerische Element durch ihr Mitwirken verstärkt, die Stepptänzer werden mehr ins Geschehen integriert. Es gibt für die Zuschauer also allerhand zu entdecken – auch für Wiederholungstäter. Premiere, 28. (Restkarten) + 29. Februar (ausverkauft), 20 Uhr. Schauspielhaus, Holtenauer Str. 103. Kartentel. 0431/901901, www.theater-kiel.de

Shakespeare-Musical - "Was ihr wollt" jetzt im Schauspielhaus Kiel