Singer/Songwriter Till Seifert radelt von Flensburg bis zur Zugspitze

Wegen Corona, denn die Promotour für Seiferts im September kommendes Debütalbum "Der beste Ort sind wir" sei wegen der vagen Auftrittsmöglichkeiten „ziemlich mit heißer Nadel gestrickt“, räumt er beim Talk in Wrohe ein. Dann wird der Singer/Songwriter seinen Gig zur Akustikgitarre an diesem Abend eben live aus einem Camper streamen, der ihn begleitet und in dem er übernachtet. 1400 Kilometer, 15 Konzerte: "Soweit", der erste Titel des Albums, würde sehr gut passen, wenn der 27-jährige Singer/Songwriter nach dem Start in Flensburg und 1400 Kilometern quer durch Deutschland und 15 Konzerten endlich auf der Zugspitze ankommt. Um dort gleich noch einen Langstreckentrail zu laufen, wie er es im vergangenen Jahr schon mal gemacht hat. „Ich bin schon der Typ, der schnell auf die Sachen guckt, die nicht geklappt haben. Aber so ’ne Message wär’ ja doof im Song.“ Da versuche er es lieber mit positiven Botschaften wie „du bist so weit gekommen, jetzt nicht aufgeben“. Machte Seifert, obwohl er noch nie einen Marathon gelaufen war, auch nicht damals beim Ultratrail um die Zuspitze – und packte die 64 Kilometer: „Ich mach’ gern Sachen, die ich eigentlich nicht schaffen kann.“ Viele Texte aus dem eigenen Leben: Es seien stets Dinge aus seinem Leben, die er beschreibe, sagt Seifert. Ist ihm das wichtig oder fällt es ihm schwer, sich Geschichten komplett auszudenken? „Das ist nicht immer alles autobiografisch. Manchmal schaue ich auch einen Film, und da ist 'ne Szene, wo ich denke: Ja, so hat’s auch noch keiner gesagt.“ Autobiografisch geprägt sei etwa sein Song "Kein Platz für zwei" – das habe er selbst mal in einer Beziehung erlebt: „Du könntest Berge versetzen, aber der Raum für beide reicht am Ende nicht.“ Vorbilder: Phillip Poisel und Bosse: Philipp Poisel, mit dem Seifert sich selbst vergleicht, sei der Grund gewesen, warum er mit der Musik angefangen habe. Da habe er „das erste Mal gemerkt, dass man plötzlich wieder so auf Deutsch was sagen kann in der Musik, was ich vorher nicht gehört habe“. Auch Bosse, wie Seifert in Braunschweig geboren, schätzt er. Angefangen hat es bei ihm mit Klavier, ein Vorschlag seiner Eltern. Doch Üben war nicht sein Ding, das Instrument zu unpraktisch, also wechselte er als Autodidakt zur Gitarre. „Mir war wichtig, dass ich mich selbst begleiten kann, Akkorde kann. Mit ’ner Gitarre einen Song schreiben, auf’m Bett sitzen und aufs Papier heulen“ – er lacht – „das fand ich romantisch.“ Fast alle Konzerte sind gratis: Die Idee zum gut zweiwöchigen Musikmarathon per Rad hatte übrigens ein Mitarbeiter seines Leipziger Plattenlabels Meadowlake Music, um dem bereits geplanten Zugspitzen-Trail noch eins draufsetzen. Der Mann hatte erfahren, dass der Singer/Songwriter mal an einem Tag mit Kumpels von Braunschweig nach Berlin gefahren war. Die meisten Konzerte sind gratis („ich hatte einfach mal wieder Bock zu spielen“), auf der Tour werden Spenden für die Kindernothilfe gesammelt, „um was Gutes zu tun“. Mitfahrer sind übrigens willkommen und können sich auf www.soweit2020.de anmelden. Mehr Kultur aus der Region hier