Shakespeare, sagt Daniel Karasek, lässt der Regie alle Freiheiten: „Da gibt es Verse, die können nicht blöd genug sein, und zwei Seiten später kommt der tiefsinnigste Monolog.“ Kiels Generalintendant steckt mitten in den Endproben zu "Was ihr wollt", und dem darin angezettelten Gefühlschaos hat Shakespeare sogar selbst schon Lieder eingeschrieben. „Die Musik steckte quasi schon drin“, sagt Dramaturgin Kerstin Daiber über die Komödie, in der die schiffbrüchige Viola auf der Insel Illyrien landet - und als Liebesbote in Männerkleidern ein ganzes verzwicktes Liebeskarussell lostritt.
Geschichten vom Stillstand der Liebe
„Shakespeare beschreibt hier den Stillstand der Liebe", sagt Karasek, der das Stück bereits 2007 im Schauspielhaus Kiel inszeniert hat. "Und Viola ist vielleicht mit ihrer Selbstbestimmtheit und Intelligenz seine schönste Frauenfigur.“ Dramaturgin Kerstin Daiber, die das Stück mit Karasek für Kiel neu übersetzt hat, ergänzt: „Sie agiert ganz unverstellt in der Verstellung.“
Und was reizt das Regie-Team am Format des Open-Air-Musicals? „Wie hier die Disziplinen Spielen, Singen, Steppen wie im Puzzle zusammen finden“, sagt Karasek. „Dass man einfach jedes Stück in diesem Rahmen neu denken kann“, findet Kerstin Daiber.
Keine Angst vor dem Nordwetter
So nähert sich die Großproduktion der Zielgeraden. Über die Arena auf dem MFG-5-Gelände weht ein lindes Lüftchen, der Wetterbericht fürs Premierenwochenende klingt selten optimistisch und lässt Karasek im siebten Jahr des Sommertheaters sowieso kalt („Es kommt, wie es kommt“). Und mittlerweile ist auch klar, dass die Farbe für den Bühnenboden nur bedingt haltbar ist: „Nach einer Woche müssen wir nachstreichen. Dann ist sie weggetanzt.“
Premiere am 29. Juni ausverkauft. Sommertheater bis 14. Juli auf dem MFG-5-Gelände in Kiel-Holtenau. Kartentel. 0431/901901, www.theater-kiel.de