Starkes Solo für Simon Burghart: „Das Produkt“ im Kieler Werftpark-Theater

Um Olivia die Story schmackhaft zu machen, spielt James ihr die Geschichte im Schnelldurchgang vor, den Blick dabei immer wieder beifallheischend zum Monitor gewandt, von dem aus der Star das Treiben des Produzenten stumm verfolgt. Der Bildschirm bleibt vom Publikum abgewandt in der rasanten Inszenierung von Astrid Großgasteiger, die beim Premierenpublikum viel Beifall fand. Ein schweißtreibend körperbetonter Monolog: Die karg ausgestattete Bühne von Karl-Heinz Steck kommt mit zwei Kleiderpuppen aus. Simon Burghart nutzt die kopflosen Kameraden in seinem schweißtreibend körperbetonten Monolog als Mitspieler: Die Puppe mit der Lederjacke über dem Kaftan ist der dunkelhäutige Mann im Flugzeug, der ein Messer und einen Gebetsteppich dabei hat. Die Frau im Versace-Fummel verliebt sich Hals über Kopf in ihn, obwohl sie schon bei ihrer ersten Begegnung ahnt, dass er ein islamischer Terrorist sein könnte. Ein völlig blödsinnige Geschichte: Burghart lässt seinen James ackern. Im verzweifelten Bemühen, die Diva für seinen Plan zu begeistern, ist ihm keine Anstrengung zu viel. Mit den Armen der Puppen agierend, schlüpft er mal in die eine, mal die andere Figur dieser völlig blödsinnigen Geschichte zwischen Action, Splatter und Liebeskitsch, die so überfrachtet ist – und so typisch für Hollywoods Unterhaltungsindustrie. Über verschlungene Pfade beginnend mit dem Terroranschlag von 9/11 wird sie holterdiepolter zu einer melodramatischen Liebesgeschichte, in deren ultrakurzem Verlauf die Protagonistin zum Terrorismus überläuft, um als Selbstmordattentäterin mit ihrem Liebsten gen Paradies zu entschweben. Simon Burghart hechtet atemlos durch den pointierten Text: Mit Leidenschaft und hektischem Aktionismus taucht James in die Story ein, ohne einen Funken kritischer Distanz verliert er sich rettungslos in deren monströsem Aberwitz. Simon Burghart geht diesen Weg mit, hechtet atemlos durch den pointierten Text und verliert sich trotz komischer Übersteigerung nicht in der Karikatur. Ab und zu findet James zurück in seine Produzentenrolle, erwähnt mit flackerndem, zunehmend unsicherem Schulterblick gen Monitor den geplanten Einsatz von Nackt-Model Beate oder verweist auf knifflige Momente. „Das kann man noch aufpeppen“, sagt er mit verschwörerischem Lächeln, wenn ihm eine Pointe zu blass, ein dramatisches Detail zu schwach erscheint. Tragikomödie eines persönlichen Scheiterns: „Kannst du das spielen?“ Flehend stellt er am Ende die anfangs kokett an sein stummes Bildschirm-Gegenüber gerichtet Frage, das wenig Begeisterung für die Story signalisiert. Man kann sich des Mitleids kaum erwehren, als er trotz seines hingebungsvollen Vortrages schließlich abblitzt. Und so kommt die böse Satire auf das schlichte Strickmuster der Hollywoodfilme voller Kitsch und Klischees in Astrid Großgasteigers Inszenierung vor allem als Tragikomödie eines persönlichen Scheiterns daher. Glänzend besetzt, funktioniert auch das. Nächste Vorstellungen im Jungen Theater im Werftpark: Do., 29. Okt., 10.30 + 19 Uhr; 3. Nov., 10.30 Uhr; 7. Nov., 19 Uhr. Karten: Tel. 0431 / 901901, www.theater-kiel.de