Theater Kiel: Hörspiel mit Seemannsbraut

Die Songs, der Text, sie waren sofort wieder da, erzählt Yvonne Ruprecht. Die Schauspielerin hat sich darüber selbst ein wenig gewundert, schließlich ist es neun Jahre her, dass sie im März 2011 Andreas Marbers mit vielen seeblauen Songs versetzten Monolog Seine Braut war das Meer, und sie umschlang ihn in der Bar des Kieler Yachtclubs gespielt hat. Ab 27. Dezember ist das Stück, damals inszeniert von Sinje Bohn, nun in einer Hörspielfassung auf dem Youtube-Kanal des Kieler Theaters zu hören. Seemannswitwe und Matrosenliebchen: „Ich bin alles: Sehnsucht und Erfüllung, Mord und Totschlag, Rausch und Ernüchterung“, lässt der Autor die Frauenfigur auf der Bühne sagen. Und fasst damit das Sehnen und den Meermythos, das Drama und die Stille danach zusammen. Auch um Einsamkeit geht es dabei, denn hier sitzt eine Frau allein mit sich und ihrer Fantasie und schickt ihre Gedanken auf Reisen. „Das Stück passt also gut in die Zeit“, sagt Yvonne Ruprecht über die Figur, die von der Seemannswitwe bis zum Matrosenliebchen, vom Mädchen bis zum Vamp ganz unterschiedliche, maritim verortete Frauenbilder imaginiert und deren Stimmungen und Charaktere mit Liedern von Richard Heymanns Ich seh immer nur marineblau bis Beim ersten Mal tut’s noch weh verstärkt. Ungewöhnlich fand sie die Mischung damals zunächst: „Da ist einerseits dieser interessante, sehr eigenständige Monolog, und dann kommen die teils so bekannten Lieder dazu.“ Aber dann wurde die Kombination zunehmend schlüssig, „weil die Lieder zur Geschichte noch eine ganz andere Ebene aufmachen“. Hörspiel als Blitzaktion: Yvonne Ruprecht hat sich dafür gern noch mal aus der pandemie-bedingten Weihnachtsruhe reißen lassen und das Stück in einer Blitzaktion („Eine Probe musste reichen ...“) zusammen mit Pianist Axel Riemann als Hörspiel aufgenommen. Dass sie sich hier ausnahmsweise ganz allein auf ihre Stimme verlassen muss, war schon eine Herausforderung. „Das sind vier verschiedene Charaktere, die ich hier hörbar machen muss“, sagt sie, „und da fehlt einem schon der Körper als Ausdrucksmittel.“ Geholfen haben ihr die eigenen Bilder im Kopf: „Ich hoffe, dass sich das auch in der Stimme abbildet, so, dass die Hörer die unterschiedlichen Figuren heraushören.“ 27. Dezember, 18 Uhr. Danach abrufbar bis 31. Januar 2021 unter: https://youtu.be/46zg4GvxGr4