Theater Kiel: Sommertheater wegen Corona erst wieder 2021

Denn auch wenn es offiziell noch niemand aussprechen will, rechnet letztlich wohl keiner der drei Theaterchefs im Land damit, in dieser Spielzeit noch einmal spielen zu können. Die aktuell geltenden Abstandsregeln machen das auf der Bühne wie im Zuschauerraum nahezu unmöglich. Weil bereits Premieren ausfallen mussten, könnten langfristig erarbeitete Spielpläne ohnehin nicht umgesetzt werden. Im Theater Kiel beschäftigen sich derzeit etliche Arbeitsgruppen mit der Frage, wie man in der anhaltenden Corona-Krise realistisch die neue Spielzeit ab September angehen kann. Eine für Anfang Mai angesetzte Spielplan-Präsentation wurde vorerst ausgesetzt. Landestheater präsentiert neue Spielzeit trotz vieler offener Fragen: Beim Schleswig-Holsteinischen Landestheater, wo im Unterschied zu Lübeck und Kiel bereits seit Anfang April Kurzarbeitsregelungen in Kraft getreten sind, gibt es nicht weniger offene Fragen. Den scheidenden Generalintendanten Peter Grisebach schmerzt überdies die Perspektive, dass er sich nach zehn bewegten Jahren an der Spitze des Hauses von seinem Publikum womöglich nicht bühnengerecht verabschieden kann. Dennoch will seine Nachfolgerin Ute Lemm am Donnerstag ihre erste Spielzeit im Norden über Telefon und Internet präsentieren. Ohne zu wissen, ob angesichts der geltenden Hygieneregelungen die notwendigen Vorarbeiten für den Saisonstart im Mai überhaupt, zumindest im Notbetrieb, in Angriff genommen werden können. Unsicherheit eint alle Theater im Lande: Die Unsicherheit eint alle Theater. Andernorts, von der Bayrischen Staatsoper in München bis zur Vorpommerschen Landesbühne in Anklam, wurde die Saison 2019/20 bereits für beendet erklärt. Im Lande will man sich im Laufe der Woche zu diesen Fragestellungen abstimmen. Khuon: "Es ist fatal, die Künste nicht als systemrelevant zu erachten". Derweil machte sich der Deutsche Bühnenverein gestern für eine „schrittweise Normalisierung“ des Spielbetriebs stark und appellierte an Bund und Länder, nun auch in diesem Bereich „vorsichtig nach vorne zu blicken“. Die unscharfe Regelung zu Großveranstaltungen, hieß es, dürfe nicht einfach auf Theater und Orchester angewandt werden. Denn, so Bühnenvereins-Präsident Ulrich Khuon, „gerade in diesen Zeiten ist es fatal, die Künste nicht als systemrelevant zu erachten ... Wir können unseren Beitrag dafür leisten, dass die Gesellschaft nicht vereinsamt und auseinanderbricht“. Sponsoren bleiben dem Kieler Sommertheater auch 2021 treu: In Kiel hat man derzeit auch vom Land angekündigte Regelungen für einen schrittweisen Übergang hin zu Veranstaltungen bis zu 1000 Teilnehmern im Blick, die Ende April vorliegen sollen. Auf das Sommertheater in der bisher eingeführten Form wäre dieser Stufenplan allerdings kaum anwendbar gewesen. Eine verkleinerte Variante oder eine Verschiebung in den September wären keine Option. Deshalb klang beim Kiels Intendant Daniel Karasek gestern nicht nur Trauer, sondern auch Erleichterung durch. Denn der finanzielle Schaden halte sich in Grenzen. Und die Sponsoren hätten sich „toll verhalten“ und Rückhalt für 2021 signalisiert. Das noch unbekannte Stück, „ein Schauspielklassiker mit exklusiv komponierter Musik“, wie es gestern hieß, ist eine aufwendige Produktion, die man angesichts der aktuellen Corona-Einschränkungen und Verunsicherungen für 2020 mittlerweile wohl auch wirtschaftlich gar nicht mehr hätte stemmen hätte können. Und wer 2021 die Sommer-Oper vermisst, dem verspricht Karasek zumindest schon mal „viel Musik, toll komponiert“. Philharmonische Konzerte im Mai und Juni abgesagt: Jenseits dieser Vertagung konnte die Absage der 8. und 9. Philharmonischen Konzerte im Mai und Juni im Kieler Schloss „aufgrund der Größe der Spielstätte“ gestern auch nicht mehr überraschen. 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